El Frauenfelder bei Brigitte Weiss
El Frauenfelder huldigt den Mythen des Wilden Westens und dekonstruiert diese gleichzeitig.
El Frauenfelder bei Brigitte Weiss
Die figurativen Ölbilder der jungen Schweizer Künstlerin El Frauenfelder atmen eine ungeheure Einsamkeit und Verlassenheit. Davon sprechen schon die Motive: Eine verlassene Tankstelle, eine Strassenecke in einer Geisterstadt, ein Autofriedhof oder eine menschenleere Motel-Lobby. Wenn Menschen oder Tierfiguren in diesen Szenerien vorkommen, dann repräsentieren sie Abwesendes, so ein kahler Büffelschädel in einem Hinterhof, ausgestopfte Tiere in einem naturhistorischen Museum oder eine im Stil des 19. Jahrhunderts bekleidete Schaufensterpuppe in einem amerikanischen Pionier Museum. Auch die pastose Malweise in kräftigem Duktus und mit oft unreinen Farben kann zuweilen eine Art Schleier oder Patina auf den realistisch dargestellten Gegenständen entfalten. So, wenn unschöne, rotbraune Töne den Rost und den Geruch von ausrangierten Autos fast physisch erlebbar werden lassen.
Den Bildern sieht man zunächst nicht an, dass sie von einer Künstlerin stammen, die vomWilden Westen und seiner Macho-Kultur fasziniert ist. Zu weit entfernt vom American Dream und den Wildwest-Mythen sind die darin vorherrschenden Stimmungen. Vielmehr fühlt man sich an die menschenleeren Bilder von Edward Hopper erinnert, an den Eindruck von kleinstädtischer Schläfrigkeit. So lässt beispielsweise die Art wie im Gemälde «Wendy» eine Tankstelle in der weiten Prärie dargestellt wird und der harte Schatten einer Hausmauer in die Bildfläche bricht, unweigerlich an Hopper denken.
Schon früh hat sich El Frauenfelder (*1979) mit den Mythen des Wilden Westens auseinandergesetzt, Indianer- und Karl-May- Romane verschlungen. Allerdings liess sie es nicht dabei bewenden, sondern reist seit ihrem 15. Lebensjahr immer wieder nach South Dakota, mit Vorliebe zu den Lakota- Stämmen in Pine Ridge. Aus den unzähligen Aufnahmen, die sie während der Reisen schiesst, wählt sie anschliessend ihre Bildvorlagen aus.
Mit den Western-Motiven sowie den Szenen aus zoologischen Gärten, Museen und Ghost-Cities will El Frauenfelder die dunklen Kapitel der amerikanischen Geschichte, insbesondere den «kolonialistischen Charakter der westlichen Kultur» (EF) thematisieren. Dabei interpretiert und dekonstruiert sie die mit Romantizismen aufgeladene Kultur. Dieser Methode begegnete man bereits in ihrem Animationsfilm «Steak House» von 2005. In dem vor drei Jahren in der Kartause Ittingen gezeigten Film wird das ganze Repertoire des klassischen Westerns aufgeboten, mit endlosen Prärien, Kadavern, einsamen Reitern, dem Saloon und üblen Kerlen. Während der gloriose Mythos desWilden Westens mit der modernen, globalisierten Megacity zu einer düsteren, albtraumartigen Vision verschmilzt, durchlebt der Westernheld verschiedene Transformationen, die es ihm ermöglichen, sich bis heute «den kategorisierten Schemata» immer wieder zu entziehen.
Dominique von Burg |
El Frauenfelder |