Bruce Conner

Bruce Conner · Crossroads, 1976, Filmstill © ProLitteris/The Conner Family Trust, San Francisco

Bruce Conner · Crossroads, 1976, Filmstill © ProLitteris/The Conner Family Trust, San Francisco

Bruce Conner · Breakaway, 1966, Filmstill. © ProLitteris/The Conner Family Trust, San Francisco

Bruce Conner · Breakaway, 1966, Filmstill. © ProLitteris/The Conner Family Trust, San Francisco

Besprechung

Bruce Conners Experimentalfilme zählen nicht nur zu den Schlüsselwerken des Avantgardefilms, sondern auch zu den Vorläufern der Musikvideos. Die in Kooperation mit der Kunsthalle Wien entstandene Ausstellung mit über 100 Arbeiten zeigt ein vielschichtiges Werk, das sich jeglicher Kategorisierung entzieht.

Bruce Conner

Was Jack Kerouac für die Literatur, war Bruce Conner (1933-2008) für den Film. Ist Kerouacs unverfälschte spontane Schreibweise von einer hektischen und atemlosen Phrasierung geprägt, so werden Conners Experimentalfilme durch ungewöhnliche, schnell wechselnde Bildsequenzen charakterisiert. Er montierte aus Found-Footage-Material einen Bildertaumel, der seiner Zeit weit voraus war. Die kurzen narrativen Momente werden durch schwarze abstrakte Filmflächen unterbrochen. Diese Schnitte machen Conners filmische Handschrift aus.
‹Breakaway›, 1966, mit der tanzenden und singenden Toni Basil, ist durch beschleunigte und verlangsamte Bildfolgen und variierende Überblendungen gekennzeichnet, so dass sich zuweilen etwas Geisterhaftes einstellt. ‹Crossroads›, 1976, basiert auf Dokumentaraufnahmen von nuklearen Testversuchen auf dem Bikini-Atoll und ‹Report›, 1963-67, auf Wochenschaubildern zur Ermordung von John F. Kennedy, die mit kommerziellen Clips kollidieren. Vorwärts und rückwärts gedreht sowie spannungsvoll vertont, sieht man die legendäre Szene unmittelbar vor Kennedys Erschiessung. Filme sah Conner als «Erweiterungen der Musik». Neben Musikclips hat er auch reguläre Musikfilme realisiert.
Die abstrakten Filmsequenzen finden sich in den monochromen Zeichnungen,
Lithographien und Gemälden reflektiert. Mit schwarzem Filzstift zeichnete Conner bildfüllend unzählige Kringel auf weisses Papier, bis nur noch weis­se Punkte hervorschienen und den Sternenhimmel evozieren. Neben Mandalaformen schuf er an Rorschachbilder erinnernde Tintenkleckszeichnungen sowie Fotogramme, die sich zunehmend auflösende Lichtfiguren zeigen. Damit thematisierte Conner die Abstraktion und schuf gleichzeitig Sinnbilder des Metaphysischen und Numinosen.
Die Ausstellung zeigt, dass das filmische Werk in engem Zusammenhang mit den übrigen multimedialen Arbeiten steht. Durch das ganze Werk ziehen sich bestimmte Themen wie Hell-Dunkel-Kontraste, Licht und Schatten, Abstraktion und sich verdichtende, ausdehnende und auflösende Formen. Dass der Künstler provozierende Spiele mit seiner künstlerischen Identität trieb, hat nicht zuletzt mit seiner Kritik am Kunstbetrieb zu tun: mal produzierte er Buttons für die vorgeschlagene Bruce Conner Convention - seiner Namensvettern - «I am Bruce Conner», «I am not Bruce Conner», mal schlüpfte er in die Rolle seines Freundes Dennis Hopper, und mal erklärte er sich gar für tot.

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