Andreas Dobler

Andreas Dobler · Bricks & Pies, 2023, ­Batik, Gouache und Acryl auf Baumwolle, 248 x 248 cm © ProLitteris. Foto: Alain Kupper

Andreas Dobler · Bricks & Pies, 2023, ­Batik, Gouache und Acryl auf Baumwolle, 248 x 248 cm © ProLitteris. Foto: Alain Kupper

Andreas Dobler · Swirl, 2016, Acryl auf ­Baumwolle, 175 x 230 cm © ProLitteris. Foto: Alain Kupper

Andreas Dobler · Swirl, 2016, Acryl auf ­Baumwolle, 175 x 230 cm © ProLitteris. Foto: Alain Kupper

Hinweis

Andreas Dobler

Zürich — «She was a Phantom of delight», schreibt William Wordsworth 1803 in einer Ballade über die erste Begegnung mit seiner späteren Frau. Als Glanzlicht sei diese in seinem Blickfeld erschienen, um ihm fortan nicht mehr aus dem Kopf zu gehen. Auch die Ausstellung ‹Phantom of Delight› von Andreas Dobler (*1963) kreist um reizvolle Anblicke, die im Kopf des Künstlers vergnügt herumgeistern und sich nun bei Kupper Modern in reicher Fülle in Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen erspähen lassen.
Dobler richtet sein Augenmerk auf Formen, Objekte und Strukturen, die im Bildfluss und Materialrausch unseres Alltags häufig übersehen werden. Schimmernde Glasscherben, verkritzelte Tischplatten und beschriftete Buchseiten sind als Objets trouvés in seine Werke eingearbeitet; seine Motive zitieren Werbezeitschriften, Verbrauchsgüter oder Firmensignets. In Doblers Werken begegnet man diesen Sujets jenseits ihres lebensweltlichen Kontexts: Sie werden von geometrischen Formen umgarnt oder in fantastische Landschaften platziert. Sahnehäubchen ordnen sich auf einer oktogonalen, in Batik gefärbten Leinwand zu einem yantraähnlichen Muster, tönerne Tobleronestücke türmen sich vor einem atmosphärischen Farbverlauf zu einem kleinen Ehrenmal, und Bierkronen wirbeln über abstrakten Strukturen durch hell erleuchtete Wolken. In ihrer Teilhabe an transzendentalen Bildtraditionen mögen die trivialen Fragmente wie Seitenhiebe an das trügerische Glücksversprechen unserer Konsumgesellschaft anmuten. Sie entpuppen sich aber als Stücke eines wahrhaft paradiesischen Gebildes: Die sinnig und humorvoll kuratierte Schau nährt das Auge bis zur vollkommenen Zufriedenheit.
Neben aktuellen Arbeiten beherbergen die Räume von Alain Kupper auch Wiederentdeckungen aus dem Lager des Künstlers. Diese frühen, teils nicht fertiggestellten Werke sind bislang ungesehene Kostbarkeiten seines Schaffens seit 1999. Wer dieses dichte doblersche Universum nach einem Rundgang durch die Ausstellung noch nicht verlassen will, kann bei den zahlreichen Tuschzeichnungen im Galeriebüro verweilen – oder eine Werkliste mit auf den Weg nehmen: Die entzückenden Titel des sprachaffinen Künstlers lassen dessen Bilder vor dem inneren Auge weitertanzen. Und Wordsworth schliesst die erste Strophe seiner Ballade mit dem Vers «A dancing shape, an image gay, to haunt, to startle, and waylay». 

Bis 
17.06.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Andreas Dobler 03.03.202317.06.2023 Ausstellung Zürich
Schweiz
CH
Künstler/innen
Andreas Dobler
Autor/innen
Julia Schmidt

Werbung