Andreas Hochuli / Ei Arakawa
Andreas Hochuli / Ei Arakawa
Freiburg — Die Malerei von Andreas Hochuli (*1982), die in der Ausstellung ‹The Year of the Babyshit Brown SUV› bei Friart gezeigt wird, ist auf schräge Weise symbolistisch. Der Künstler streut Zeichen eines esoterischen Referenzsystems, die sich bei näherer Betrachtung als Markierungen einer Geschichte des lebensreformerischen Aussteigertums und dessen Ausstrahlung in Avantgarde und Mainstream-Kultur entpuppen: vom Monte Verità über das «Age of Aquarius» bis zur Online-Astrologie der Gegenwart. Geschwungene Jugendstil-Linien alternieren mit abstrakt-geometrischen Mustern aus modernem Grafikdesign, Motive aus Märchen und Volkskultur mit Fragmenten digitaler Bildzirkulation. Hochuli arbeitet mit gefundenen Bildern, die er am Computer zu idiosynkratischen Montagen zusammensetzt, um diese dann mit von Hand ausgeschnittenen Schablonen auf die Leinwand zu übertragen. Die materialen Verfahrensweisen stellen im Transfer vom Digitalen ins Analoge einen gewissen Primitivismus zur Schau. Die Bildelemente und -räume wirken in dieser scharfkantigen, wie aufgeklebt wirkenden Malerei leicht deplatziert und buchstäblich ver-rückt. Man könnte darin einen gewissermassen schiefen Blick auf die in den Bildern zitierten kulturellen Referenzen erkennen, die als Ausdruck derselben (irren) Moderne erscheinen.
Die zweite Ausstellung bei Friart ist von Los Angeles ins Üechtland gereist: ‹Don’t give up› von Ei Arakawa (*1977, Fukushima) ist eine multimediale Installation, die über Familie und Elternschaft aus der Perspektive eines queeren Mannes reflektiert. An den Wänden eines provisorisch aufgestellten Labyrinths aus Karton sind Bilder unter anderem von Mary Cassatt, Alice Neel, Nicole Eisenman als pointilistisch-verpixelte Reproduktionen aus LED-Lämpchen auf Stoffgrund zu sehen. Und zu hören! Aus in die Bilder eingebauten Lautsprecherboxen tönt ein von synthetischen Vocaloid-Stimmen gesungenes Gespräch, an dem sich auch vier ebenfalls mit Lautsprechern ausgestattete Babypuppen in Kinderwägen beteiligen. Durch die Pappwände erklingt diese von Arakawa und Celia Hollander komponierte «insecure opera» als im Raum verstreuter Monolog einer polyphonen, denaturierten und mäandernden Subjektivität. Bilder und Babys unterhalten sich über die Schwierigkeiten, Künstler:innenberuf und Kindererziehung zu vereinen, und singen die Utopie einer nicht-heteronormativen Familie: «Thousand million ways to raise a child / a unit, plural! Collective ‹they›.»
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Kunsthalle Friart Fribourg | Schweiz | Fribourg |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
---|---|---|---|---|---|
Andreas Hochuli — The Year of the baby shit brown SUV | 10.03.2023 – 14.05.2023 | Ausstellung | Fribourg |
Schweiz CH |
|
Ei Arakawa — Don’t give up | 10.03.2023 – 14.05.2023 | Ausstellung | Fribourg |
Schweiz CH |
Ei Arakawa | |
Andréas Hochuli |
Tobias Ertl |