Auguste Veillon / Du Nil au Léman

Auguste Veillon · Porteuse d’eau debout devant Philae, undatiert, Öl auf Leinwand, 47 x 80 cm, Privatsammlung. Foto: Robert Hofer / Association pour l’œuvre du peintre Auguste Veillon

Auguste Veillon · Porteuse d’eau debout devant Philae, undatiert, Öl auf Leinwand, 47 x 80 cm, Privatsammlung. Foto: Robert Hofer / Association pour l’œuvre du peintre Auguste Veillon

Rayane Jemaa · Is This the Middle East?, 2021–2023, Collage digitaler Bilder aus Videospielen

Rayane Jemaa · Is This the Middle East?, 2021–2023, Collage digitaler Bilder aus Videospielen

Hinweis

Auguste Veillon / Du Nil au Léman

Pully — Zwei Ausstellungen in einem: Trotz der eher bescheidenen räumlichen Verhältnisse passt das Konzept perfekt ins Musée d’art in Pully. Die Präsentation konzentriert sich vorrangig auf das Werk des wenig bekannten Waadtländers Auguste Veillon (1834–1890), der in der Nachfolge des Genfer Malers und Zeichenlehrers François Diday romantische und eher konventionelle Berg- und Seelandschaften malte (vor allem den Genfersee und den Vierwaldstättersee). Später reiste er weit weg – nach Italien, dann Ägypten, Tunesien, Syrien, und in den letzten Lebensjahren suchte er in Palästina nach Spuren der biblischen Geschichte.
Kann man diese Kunst, die oft als voller «kolonialer Stereotypen des Orients» bezeichnet wird, heute ausstellen, ohne sie infrage zu stellen? Die ergänzende Schau ‹Du Nil au Léman› auf den beiden oberen Etagen des Hauses ist eine Antwort auf diese Frage: Vier zeitgenössische künstlerische Positionen und das Schweizer Fotografenkollektiv near. wurden eingeladen, den idealisierten Blick des 19. Jahrhunderts auf den Genfersee und den Orient mit der heutigen Realität zu konfrontieren. Der Genfersee ist das Hauptthema der in Lausanne lebenden Französin Vidya Gastaldon und des libanesischen Duos Jeanne & Moreau (Lara Tabea und Randa Mirza). Hier ist der See, anders als bei Veillon, nicht nur schöne Kulisse, sondern Ausdruck intimer Gefühle. Die jungen Fotograf:innen von near. wiederum bieten einen kaleidoskopischen Blick auf den Léman. Laut der Kuratorin des Museums, Victoria Mühlig, zeigt diese Sammlung kleinformatiger, gedruckter Fotos, dass der Genfersee heute zu einem «non-sujet» geworden ist.
Die Schweizerin Céline Burnand, die vor allem in den Bereichen Video und Zeichnung tätig ist, lebt seit fünf Jahren in Kairo. Für das Museum wurde sie beauftragt, Schwarz-Weiss-Fotos von ihrem Alltag in der ägyptischen Hauptstadt aufzunehmen – es sind vor allem Porträts von Bekannten. Als Enkelin des Westschweizer Malers Eugène Burnand ist sie auf der Suche nach differenzierten Blicken auf den Orient. Noch weiter entfernt von Veillons idealisierten Orient-Darstellungen ist der junge Künstler Rayane Jemaa, der aus Grossbritannien und Tunesien stammt. Frisch absolviert von der Lausanner ECAL, präsentiert er in Pully eine Collage aus digitalen Bildern, die er verschiedenen Videospielen entnommen hat. Es zeigt sich so eine virtuelle Welt, die mit stereotypen Darstellungen von Krieg, Diktatoren und zerfallenen Städten lauter negative Klischees über die arabische Welt reproduziert. 

Bis 
18.06.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Auguste Veillon 10.03.202318.06.2023 Ausstellung Pully
Schweiz
CH

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