Fragilités refuges
Fragilités refuges
Martigny — ‹Fragilités refuges› – der Titel der Ausstellung im Le Manoir in Martigny ist ein Oxymoron: Er verbindet die scheinbar widersprüchlichen Begriffe Zerbrechlichkeit und Zufluchtsort. Damit untersucht die Ausstellung Zartheit als potenziellen Raum für Ressourcen in unserer Gesellschaft. Beteiligt sind vier Kunstschaffende aus der Romandie, David Brühlhart, Laure Gonthier, Coline Ladetto und Josette Taramarcaz, die Werke aus Papier und Keramik, als Wandmalerei, Miniatur und raumfüllende Skulptur im Haus eingerichtet haben.
Schon die erste Arbeit im Treppenhaus von Coline Ladetto (*1979) stimmt uns physisch auf das Thema der Ausstellung ein: 16’000 winzige Plastikfigürchen aus dem Kontext von Architekturmodellen zwingen uns, vorsichtig auf Zehenspitzen die Stufen hinaufzusteigen. Wir müssen unseren Gang verlangsamen und auf die freien Stellen im Zentrum der Treppe achten. Auf diese Weise vorbereitet, entdecken wir in den Räumen des oberen Geschosses Werke von Laure Gonthier (*1983) – eine Reihe von Objekten aus schwarz bemaltem Feinsteinzeug, die eine Art Fund von Archetypen, Werkzeugen und mythologischen Zeichen darstellen.
Es folgen die Arbeiten von David Brülhart (*1979), der uns mit Wandzeichnungen von fliehenden Pferden und futuristischen Landschaften in ein Universum führt, in dem auch ein Motorradhelm auf die Schönheit der Verletzlichkeit verweisen kann.
Im obersten Stockwerk schliesslich findet das Publikum Schutz in einem hellen ‹Refuge›, 2023, von Josette Taramarcaz (*1951). Die vor allem als Plastikerin tätige Künstlerin transformierte den grossen getäferten Saal in eine begehbare Höhle aus Papier. Dazu in farblichem Kontrast steht im angrenzenden Raum ihre Arbeit ‹Kierwi refuge›, 2021–2023. Die runde Skulptur aus warmem Rot, gefertigt aus Wolle, Stoff, Moos und Acrylfarbe, formt das Herz einer jungen Frau, das einer Legende nach zur Brust wurde.
Die vier ausgewählten Künstler:innen kommen aus verschiedenen Regionen der Romandie und sind unterschiedlich alt; doch zeigen sie Gemeinsamkeiten in der Sensibilität, die ihre Werke vermitteln. Sie stellen die dem Menschen eigene Zerbrechlichkeit aus und zeichnen sie als feines Netz zwischen Aussen- und Innenwelt nach.
Institutionen | Land | Ort |
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Le Manoir de la Ville de Martigny | Schweiz | Martigny |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Fragilités refuges | 04.03.2023 – 21.05.2023 | Ausstellung | Martigny |
Schweiz CH |
Sibylle Omlin |
Josette Taramarcaz |
Josette Taramarcaz |