Ilse Weber

Ilse Weber · Im Loft, 1978, Aquarell auf Papier, 42 x 33,7 cm, Privatbesitz Luzern

Ilse Weber · Im Loft, 1978, Aquarell auf Papier, 42 x 33,7 cm, Privatbesitz Luzern

Ilse Weber · Nachtcapriccio, 1981, Bleistift und Gouache auf Papier, 31 x 46 cm, Aargauer Kunsthaus, Aarau

Ilse Weber · Nachtcapriccio, 1981, Bleistift und Gouache auf Papier, 31 x 46 cm, Aargauer Kunsthaus, Aarau

Hinweis

Ilse Weber

Chur — Für die Kunstgeschichte ist sie eine Wiederentdeckung, für viele Schweizer Kunstschaffende eine bekannte Referenzfigur. Ilse Weber (1908–1984) wurde in den 1970er-Jahren mit ihren Zeichnungen zur Vorreiterin einer jungen Schweizer Kunstszene mit Vertretern wie Hugo Suter, Roman Signer und Markus Raetz. Im Katalog wird dieser Resonanzraum durch ein Gespräch mit Silvia Bächli und Rolf Winnewisser spürbar.
Seit Ilse Webers letzter Einzelausstellung, 1992 im Kunsthaus Zürich, sind über dreissig Jahre vergangen. Nach den letztjährigen Retrospektiven von Webers Zeitgenossinnen Meret Oppenheim (1913–1985) in Bern und Louise Bourgeois (1911–2010) in Basel – die drei wurden 1999 im Aargauer Kunsthaus zusammen gezeigt –, wird nun ihr Schaffen im Bündner Kunstmuseum in einem repräsentativen Überblick gewürdigt. Die Schau setzt mit dem künstlerischen Durchbruch Ilse Webers ein, als sie sich um 1960 von ihrem konventionellen Frühwerk, das ihr als alleinerziehende Mutter das Leben finanzierte, abwendete und entschied, mit über fünfzig Jahren nur noch das zu malen, «was sie noch nie gesehen hat». Die Ausstellung zeigt Zeichnungen ab dieser Zäsur, in welcher sich Weber von Konventionen und Vorbildern löst, bis zu ihrem Tod 1984.
Das Wasser, wie es in ‹Nachtcapriccio›, 1981, aus einer gelöcherten Muschel auf einen Kamm läuft, steht als fliessendes Element programmatisch für das Werk von Ilse Weber, das in der Balance zwischen figurativen Sujets und traumartigen Kompositionen steht. Oft ereignen sich in den Werken seltsame Dinge, und selbst wenn viele Motive identifizierbar sind, entziehen sich die Situationen einer klaren Deutung, wie zum Beispiel die Innenraumszenerie mit schwebendem Bücherstapel im Werk ‹Im Loft›, 1978. Was passiert hier, was wir nicht sehen? Neugier und Unbehagen wechseln sich beim Betrachten der Werke ab. Ein Zustand des Halbwachen stellt sich ein. Es mag sich anfühlen wie ein Traum, bei dem man nicht weiss, ob er gut oder böse enden wird. Man schwankt zwischen dem Drang, hinzuschauen, und der Angst, nicht mehr erfahren zu wollen, um nicht in einen Abgrund gezogen zu werden. Diese Gefühle gilt es auszuhalten. «Man muss sich einlassen; wer nur durchläuft, geht leer aus», so der Kurator Stephan Kunz. Wenn dies gelingt, berühren und beschäftigen einen Ilse Webers Werke mehr, als man zuerst gedacht hat. 

Bis 
30.07.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Ilse Weber — Helle Nacht 18.02.202330.07.2023 Ausstellung Chur
Schweiz
CH
Autor/innen
Seraina Peer
Künstler/innen
Ilse Weber

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