Judith Fegerl
Judith Fegerl
Dornbirn — Gar offensichtlich setzt der Kunstraum Dornbirn, so scheint es, auf erneuerbare Energien: Eine 40 m² grosse Fotovoltaikanlage an der Südfront des historischen Gebäudes empfängt die Ankommenden. Im Innern dann optisch dezente, raumspezifisch passgenaue Setzungen. Fünf schräg aus dem Boden ragende massive Stahlstelen sind in jeweils zwei unterschiedlich lange Segmente unterteilt, die von einem kräftigen Elektromagneten zusammengehalten werden. Die Stromzufuhr ist am Boden offen ausgelegt. Über ein locker hängendes Drahtseil sind die oberen Stelenabschnitte mit den darüber befindlichen Schwenkkränen aus der Zeit, als hier Turbinen für die ersten Wasserkraftwerke zusammengebaut wurden, verbunden. Hat die ehemalige Montagehalle ihre ursprüngliche Funktion zurückerhalten? Unvermittelt blitzt die fast rabiat herbeigeführte Erkenntnis auf: Das Drahtseil dient der Sicherung, wir befinden uns in einer Gefahrenzone. Wenn die Stromzufuhr auch nur sekundenkurz aussetzt, bricht das Objekt auseinander. ‹moment› nennt die Wienerin Judith Fegerl (*1977) ihre seit 2016 fortlaufende Werkserie. Mit Blick auf die Gesamtinszenierung im Raum wird klar, dass weniger die individuelle Verletzlichkeit im Vordergrund steht, als vielmehr die existenzielle Abhängigkeit des Kunstwerks, des Ausstellungswesens, des Menschen von Elektrizität.
‹profound understanding› nimmt das «Moment» der Erkenntnis auf: Ein am Querkran montierter Elektromagnet senkt sich in einen Haufen Stahlnadeln, hebt einen wackeren Büschel in die Höhe – gerade so lange, bis mittels programmierten Stromunterbruchs alles zum Boden zurückfällt.
Zumindest für die Dauer der Ausstellung beziehen sowohl der Kunstraum als auch die Ausstellungsobjekte selber ihre Energie von den Solarpanelen. Fegerl erforscht aber auch die Möglichkeiten elektrischer Energie als bildhauerisches und bildgebendes Material. Über Sonnenenergie lässt sie mittels galvanischer Prozesse kupferbeschichtete Edelstahlplatten im Spiegel der jeweiligen Wettersituation zu Malereien werden, «Landschaftsmalereien». Gleichzeitig reflektiert sie damit institutionelle Infrastrukturen und kulturpolitische Systeme. ‹on/›, so der Titel der Schau, widmet sich ebenso leichtfüssig wie tiefgründig dem Thema der Nachhaltigkeit in seiner ganzen Komplexität. Und zeigt dabei auch die Dringlichkeit von Kooperationen zwischen den Disziplinen Technik, Naturwissenschaft und Kunst auf.
Institutionen | Land | Ort |
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Kunstraum Dornbirn | Österreich | Dornbirn |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Judith Fegerl — on/ | 24.02.2023 – 18.06.2023 | Ausstellung | Dornbirn |
Österreich AT |
Judith Fegerl |
Kulturraum S4 |