Pia Fries — Taktiles Moment zwischen Körper und Farbe
Die Malereien von Pia Fries sind von physischer Präsenz. Auf ihren meist grossformatigen Bildern ist die Farbe pastos, nein vielmehr plastisch aufgetragen. In ihrer aktuellen Ausstellung in Muttenz «ertastet» sich das betrachtende Auge darin in mehreren Bewegungen seinen Halt.
Pia Fries — Taktiles Moment zwischen Körper und Farbe
Basel / Muttenz — Wir werden visuell-sinnlich angesprochen vom in den Raum hineinwirkenden, vielschichtigen Gefüge aus Material, Farbigkeit und Dynamik. In ihrer aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Baselland zeigt Pia Fries (*1955, Beromünster) Arbeiten aus vier Jahrzehnten: Werkgruppen, die seit den 1980er- und 1990er-Jahren Ausgangspunkt sind für eine bis heute währende, konsequente künstlerische Erforschung der Malerei.
In ihrem Düsseldorfer Atelier hantiert Pia Fries mit den Bildern aus eigener Kraft, dreht und schüttelt sie, bis die Farbe an die Stelle ruckelt, wo sie hin soll oder hin will. Denn die Künstlerin, so beschreibt sie es, hört der Farbe zu, horcht, wo sie ihren bestmöglichen Platz hat, und gehorcht ihr dann, der Farbe. Dabei bearbeitet sie ihre Malgründe – stets aus Holz – nicht nur mit dem Pinsel, sondern auch mit Werkzeugen wie Spachteln und Kämmen. Und natürlich mit ihren eigenen Körperbewegungen. Sie dekonstruiert, transformiert, kontextualisiert – immer wieder neu, scheut es auch nicht, mit der Maschine Farbe abzuschleifen und neu aufzutragen.
Pia Fries ist heute eine international renommierte Malerin. Begonnen hat sie ihre Karriere in der Bildhauerklasse bei Anton Egloff an der Kunstgewerbeschule in Luzern. Damals, Ende der 1970er, fühlte sie sich zu Joseph Beuys’ künstlerischem Ansatz hingezogen, aber es kam anders. Fries wurde Meisterschülerin von Gerhard Richter an der Kunstakademie in Düsseldorf und verschrieb sich also der Malerei, die sie wie folgt definiert: Man schaffe aus der Distanz ein Verhältnis mit dem Blick und erfahre so eine Berührung. Durch ihr Werk, das offensichtlich beim Wechsel vom Skulpturalen zur Fläche keineswegs an Räumlichkeit verlor, zieht sich auch die Technik des Siebdrucks. So verarbeitet Fries zum Beispiel zeichnerische Fragmente von Maria Sibylla Merian (1647–1717) in ihren Bildern: Pflanzen, die in ihrer Metamorphose gezeigt werden, verflechten sich in die Malereien als «Veränderungsformeln». Aus einer Ab-bildung wird etwas neu ge-bildet. Ihrer jüngsten Arbeit liegt zudem der berühmte Kupferstich ‹Herkules Farnese› von Hendrick Goltzius (1558–1616) zugrunde. Die Künstlerin hat auf meterlangen Papierbahnen Körperfragmente und -abrisse des Herkules aufgedruckt und sie in ein Zusammenspiel mit weiteren Farbschichten und den für sie typischen weissen Leerstellen gebracht. Als malerische Installation fassen diese Bilder den ganzen Raum ein.
Institutionen | Land | Ort |
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Kunsthaus Baselland | Schweiz | Basel/Muttenz |
Pia Fries |
Valeska Marina Stach |