Shirley Jaffe / Charmion von Wiegand

Shirley Jaffe · Ausstellungsansicht Kunst­museum Basel, 2023 © ProLitteris. Foto: Julian Salinas

Shirley Jaffe · Ausstellungsansicht Kunst­museum Basel, 2023 © ProLitteris. Foto: Julian Salinas

Charmion von Wiegand · Ausstellungsansicht Kunstmuseum Basel, 2023. Foto: Julian Salinas

Charmion von Wiegand · Ausstellungsansicht Kunstmuseum Basel, 2023. Foto: Julian Salinas

Hinweis

Shirley Jaffe / Charmion von Wiegand

Basel — Forschung über die Jahrzehnte, in denen Künstler:innen transatlantisch tätig waren, ist ein Prozess. Aus kritischer, gegenwärtiger Perspektive zeigt sich, wie patriarchal Gesellschaften der Nachkriegszeit organisiert waren, mit welchen Mechanismen über Zugehörigkeit und Ausschluss entschieden wurde. Zugleich aber auch, wie stark die Vereinigten Staaten unter anderem durch finanzierte Wanderausstellungen, etwa 1958 in der Kunsthalle Basel die Schau ‹Neue amerikanische Malerei›, internationalen Austausch gefördert und in die Definition zeitgenössischer Kunst eingegriffen haben. Propagiert wurde ungegenständliche, abstrakte Kunst, vor allem gestische Malerei auf grossformatigen Leinwänden à la Barnett Newman, Clifford Still, Jackson Pollock und Sam Francis. Im Neubau des Kunstmuseum Basel ist beständig eine Auswahl dieses Typus «heroischer» Werke zu sehen. Mehrheitlich kamen sie durch Arnold Rüdlinger, damaliger Kurator und Leiter der Kunsthalle Basel, in die Sammlung des Kunstmuseums.
Wenn jetzt im gleichen Bau zwei Ausstellungen zu den Zeitgenossinnen Shirley Jaffe (1923–2016) und Charmion von Wiegand (1896–1983) zu sehen sind, ist das ein selbstbewusster, moderater Eingriff in gängige Ordnungsschemata und eine Öffnung. Voraussetzungslos ist er nicht: Gemälde von Jaffe, die ab 1949 in Paris lebte, wurden bereits in den 1950er-Jahren von Rüdlinger in Basel gezeigt und jüngst wiederentdeckt; 2020 wurde ihr Gemälde ‹Medrano›, 1958, für die Sammlung angekauft. Im zweiten Raum ihrer Ausstellung wird mit historischen Fotografien, Katalogen und Tagebucheinträgen etwas von der angeregten, kollegialen Atmosphäre greifbar, die Paris und seine Vororte mit Sam Francis’ Atelier in Arcueil als beliebtem Treffpunkt zeitweilig boten. Dieser Grad an Kontextualisierung von Jaffes Werk, das nach einem Berlin-Aufenthalt eine Wendung nahm, ist eine Stärke dieser umfangreichen Sonderschau, die in der parallelen Ausstellung zu Charmion von Wiegand anders zum Tragen kommt. Fragen nach nicht-westlichen Kontexten von Biografie und Werk wurden dafür in einem interdisziplinären Projekt verhandelt. Daraus sind eine Publikation und Präsentation im Untergeschoss hervorgegangen. An den Wänden alternieren Korrespondenz, Texte im Originallayout und Prints von Fotos mit Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen. Darin wird von Wiegands Schaffen als Korrespondentin in Moskau, Autorin und Lektorin zentraler Texte Piet Mondrians, Malerin, Kuratorin und bekennende Buddhistin historisiert und greifbar.

Bis 
13.08.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Shirley Jaffe 25.03.202330.07.2023 Ausstellung Basel
Schweiz
CH
Charmion von Wiegand 25.03.202313.08.2023 Ausstellung Basel
Schweiz
CH

Werbung