Unschöne Museen

Unschöne Museen, Ausstellungsansicht gta exhibitions, Zürich, 2023. Foto: Nelly Rodriguez

Unschöne Museen, Ausstellungsansicht gta exhibitions, Zürich, 2023. Foto: Nelly Rodriguez

Unschöne Museen, Ausstellungsansicht gta exhibitions, Zürich, 2023. Foto: Nelly Rodriguez

Unschöne Museen, Ausstellungsansicht gta exhibitions, Zürich, 2023. Foto: Nelly Rodriguez

Hinweis

Unschöne Museen

Zürich — Weisse Tortenspitze rahmt das Plakat zur Ausstellung ‹Unschöne Museen›, die im Erdgeschoss von gta Ausstellungen eine Auswahl institutionskritischer Arbeiten versammelt. Den Auftakt macht Andrea Frasers investigative Auseinandersetzung mit den Abhängigkeiten zwischen amerikanischen Kulturinstitutionen und der im Opioidhandel führenden Familie Sackler. Auf mehr als dreissig Jahre früher datiert eine Posterserie, für die Fraser auf Drucke berühmter Kunstwerke die Marketing-slogans schrieb, mit denen das Metropolitan Museum die eigene kommerzielle Entwicklung vorantrieb. Das vom früheren Guggenheim-Direktor Thomas Krens eingeführte Museums-Geschäftsmodell – kurz «Guggenheim Prinzip» –, das auf Expansion und Vermarktung fusste und ausgehend von Frank Gehrys Museumsgebäude in Bilbao global angewendet wurde, wird von OMA / Rem Koolhaas durchleuchtet und dekonstruiert. In unmittelbarer Nähe ist ein Architekturmodell von Jan Utzorn aus der Sammlung des gta Archivs zu sehen. Es zeigt seinen Vorschlag, den Heimplatz vor dem Kunsthaus Zürich als öffentliche Piazza zu nutzen. Das internationale Wettbewerbsverfahren, Verträge mit der Stiftung Sammlung E.G. Bührle und das Einverständnis der Stadt Zürich liess es anders gekommen. Im Kontext der Ausstellung wird fassbar, wie sich die ETH als Ausbildungseinrichtung künftiger Architekt:innen dazu stellt. Vor einem Jahr fragte Philip Ursprung, Professor für Architektur- und Kunstgeschichte an der ETH, ‹Ist das Kunsthaus Zürich noch zu retten?›. Und in seiner Eröffnungsrede machte er deutlich, was insbesondere europäische Museen als Institutionen, Bauten, Handlungsträger und Subjekte «unschön» mache. Sie sind nicht nur Bestandteile originär imperialistischer Machtstrukturen des 19. und 20. Jahrhunderts. «Sie sind mit ihrer ‹Mission›, zu sammeln und zu bewahren, das Zentrum dieser Strukturen und Ideologien, genauso wie die akademische Disziplin Kunstgeschichte und in gewissem Masse auch die Architektur.» Er forderte deshalb, nicht nur die Namen von Grossausstellungen wie der documenta oder von Sammlungsbereichen, die nach den Stifter:innen benannt sind, zu ändern, sondern auch jenen der Museen selbst. Ein Anfang kann darin liegen, mit Künstler:innen wie Hans Haacke, Lea Lublin und anderen die Grammatik und den imperialistischen Wortschatz zu verlernen. Dass Institutionen wie das Haus der Kulturen der Welt in Berlin, die documenta und auch das Kunsthaus Zürich an systemischen Veränderungen arbeiten, stimmt verhalten positiv. 

Bis 
19.05.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Unschöne Museen 01.03.202319.05.2023 Ausstellung Zürich
Schweiz
CH
Autor/innen
Stefanie Manthey

Werbung