Callum Innes in der Galerie Tschudi
Im Englisch sprechenden Raum ist Callum Innes bekannter als in der Schweiz. Umso beachtenswerter ist die umfassende Ausstellung neuester Arbeiten des schottischen Künstlers in der Galerie Tschudi in Glarus. Sämtliche Exponate stammen aus den
letzten sechs bis neun Monaten.
Callum Innes in der Galerie Tschudi
Callum Innes ist ein äusserst produktiver Künstler, grosszügig im Aussortieren und dabei sparsam, sparsam mit Farben und sparsam mit Formen. Dennoch sind seine ausdrucksvollen Arbeiten von einer faszinierenden Lebendigkeit und Vielfalt. Sie beherrschen als Gesamtwerk die grosse Ausstellungshalle und verzaubern einzeln die intimen, hellen Räume der Galerie-Villa vis à vis.
Innes gestaltet seine Bilder in grossen Formaten und wählt dazu meist ein leicht überhöhtes Quadrat. Bei einigen Arbeiten wird das eigentliche Bildgeschehen oben und unten eingerahmt von einem weissen Balken. In die Mitte dieser weiss grundierten Leinwand setzt der Künstler über die ganze Bildbreite eine Farbfläche. Eine Hälfte dieses Farbbalkens wird nun vom Rand her mit dem Pinsel und Terpentin bearbeitet. Das Resultat ist erstaunlich. Je nach Richtung und Pinselduktus entstehen unterschiedliche, schimmernde Flächen von hoher Transparenz, auf denen die verwaschene Farbe in Schleiern ihre Bahn zieht. Feine Längs- oder Querstreifen legen sich über die Leinwand und geben Struktur. Als starker Kontrast zur durchsichtigen, scheinbar bewegten Fläche steht der monochrome Farbblock. Das einfallende Licht verleiht diesem einen seidigen oder matten Schimmer. Innes arbeitet mit Ölfarbe, verwendet gern Schwarz-, Violett-, Olive- oder Rottöne. Die Spannung liegt im Zusammenspiel von höchster Präzision und vermeintlichem Zufall. Seine Gemälde entstehen im partiellen Auslöschen, im Hinzufügen und Wegnehmen. Er variiert dabei sein Vorgehen immer neu. Einen schwarz grundierten Farbbalken überdeckt er mit leuchtendem Rot und bearbeitet anschliessend die eine Bildhälfte mit dem in Terpentin getränkten Pinsel. Die schwarze Grundierung tritt wieder hervor und aus dem starken roten Farbton ist ein zartes verwaschen-rötliches Gewebe entstanden, das sich aus der Farbfläche löst. Auch die Anordnung von monochromer Fläche und diffusem Farbschleier wechselt von Bild zu Bild. Ein weisses Quadrat auf reinem Weiss erhält durch vorsichtiges Auswaschen fast unmerklich eine neue Farbe. Daneben gibt es Arbeiten, bei denen der Künstler mit höchster Exaktheit nur gerade einen feinen Mittelstreifen mit Terpentin aus der Farbfläche löst, bis die Leinwand sichtbar wird.
Das Prozesshafte seines Arbeitens wird besonders deutlich bei den Aquarellen, wenn am Rande ein feiner Farbstreifen den farblichen Untergrund und somit die Entstehung des Bildes verrät. Die verwendeten Farben stehen in einem geheimnisvollen und oft kaum sichtbaren Spiel zueinander.
Eine dritte Werkgruppe sind Innes? Arbeiten mit Schellack. Auf einer waagerechten Leinwand verteilt er diesen über die Malfläche und tropft nach dem Trocknen schwarze oder rote Ölfarbe darauf. Diese bewegt sich wie kleine Quecksilbertropfen bis sie, vom Künstler gesteuert, in einem bewegten Schwarm erstarrt.
Callum Innes |
Gisela Kuoni |