Jan Hostettler

Jan Hostettler · Scheitern, 2021, Ausstellungsansicht Kloster Schönthal

Jan Hostettler · Scheitern, 2021, Ausstellungsansicht Kloster Schönthal

Jan Hostettler · Scheitern, 2021, Ausstellungsansicht Kloster Schönthal

Jan Hostettler · Scheitern, 2021, Ausstellungsansicht Kloster Schönthal

Hinweis

Jan Hostettler

Langenbruck — Letzten Sommer arbeitete Jan Hostettler (*1988) in völliger Abgeschiedenheit als «Artist in Residence». Vom Kloster Schönthal war ihm das Atelier im renovierten alten Weidestall mitten in der Natur zugesprochen worden. Es entstanden Arbeiten, die jetzt in der Ausstellung ‹Scheitern› zu sehen sind. Der Titel, ein vielsagendes Wortspiel mit einem Begriff, der aus dem althochdeutschen Wort scît für Scheit entstanden ist, berührt sowohl eine existentielle als auch materielle Dimen­sion. Die Axt auf der Einladungskarte weist auf die Arbeit, ‹Zusammen scheitern›, 2021, eine lange Beige gespaltener Holzstücke. Mit dem Risiko künstlerischen Misslingens ist kein Scheitern, sondern in Zusammenarbeit mit Freunden ein handfestes Kunstwerk aus 300 irdenen Scheiten entstanden.
Diagonal zieht sich der Holzstapel durch den Innenraum der Klosterkirche hin zu den fliegenden Funken eines imaginierten Feuers. Verwandlung und Transformation klingen an. Die zentrale Installation wird flankiert von zwei Videos, mehreren Objekten, einer Vitrine und vier grossen gemalten Bildern mit Knochenfragmenten, Ziegel und Holzscheit. Mit unterschiedlichen Medien und Motiven legt Hostettler ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht an. Weder Funkenflug noch Holzstapel sind echt, vielmehr legt er Zeitschichten eines historischen Ortes frei, der einst zweckentfremdet, auch als Ziegelbrennerei und Stall genutzt wurde, und betreibt damit eine Art künstlerische Archäologie. Die Scheite, eigentlich zum Feuermachen bestimmt, bestehen aus Ton und sind selber durch Brand entstanden. Mit dem Video ‹Funken›, 2021, kleine aufglühende Punkte, die wie ein Meteoritenregen über den dunklen Bildschirm taumeln, werden grössere Zusammenhänge spürbar. Licht, Wärme, Holz und Feuer sind elementar für das Überleben des Menschen sowie für die Verwandlung von Materie, die Hostettler fast alchemistisch in seinen Arbeiten betreibt. Er pulverisiert Knochen, Kohle und Stein, um mit den so gewonnenen Pigmenten die genannten Artefakte als gemaltes Bild wieder auferstehen zu lassen. An der Wand lehnt ein Spazierstock, der ihn auf ausgedehnten Wanderungen begleitete, ein performatives Erforschen von Zeit und Welt, das sein künstlerisches Fundament bildet. Gesehenes und Gefundenes öffnen Assozia­tionsfelder und werden zu Hause mit aufgestöberten historischen Fotografien, Zeichnungen und Frottagen kombiniert. Ähnlich wie bei der Konstellation seiner Arbeiten im Kirchenraum entstehen Verknüpfungen, die unterschiedliche Zeiten und Erscheinungen verbinden. Jan Hostettler baut Denkräume, die weit über das visuelle Ereignis hinaus wirksam werden. 

Bis 
13.06.2021
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Jan Hostettler 18.04.202113.06.2021 Ausstellung Langenbruck
Schweiz
CH
Künstler/innen
Jan Hostettler
Autor/innen
Iris Kretzschmar

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