Yoko Ono im migros museum für gegenwartskunst

Yoko Ono · Amaze, 1971/2003, Installation, Plexiglas, Metall, Toilettenschüssel aus Porzellan und Holz, Holzboden, Collection of the artist

Yoko Ono · Amaze, 1971/2003, Installation, Plexiglas, Metall, Toilettenschüssel aus Porzellan und Holz, Holzboden, Collection of the artist

Besprechung

Weltweit berühmt wurde Yoko Ono als Ehefrau von Beatle John Lennon. Doch schon in den fünfziger und sechziger Jahren wirkte sie mit konzeptuellen Performances und Kunstwerken in der Fluxus-Bewegung mit. Nun widmet ihr das migros museum eine umfassende Einzelausstellung.

Yoko Ono im migros museum für gegenwartskunst

Von Allverbundenheit, baldigem Frieden für die ganze Welt und von Liebe, besonders ihrer Liebe für die Menschheit sprach die japanische Künstlerin Yoko Ono (*1933) an der Pressekonferenz. Mit diesen recht simplen Messages scheint sie noch der Flower-Power-Zeit verhaftet und man fühlt sich an die berühmten «Bed-Ins» erinnert, die performativen Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, die sie 1968/69 gemeinsam mit John Lennon veranstaltete, sowie an den Friedensaufruf «Give peace a chance» der Plastic Ono Band. Weshalb sie dann ihre jüngste «Cut Piece»-Performance als Botschaft einer umfassenden Liebe für die Menschheit und die Welt beschreibt, scheint doch, abgesehen davon, dass gewiss Barrieren zwischen Körpern fallen, etwas abstrus zu sein. Mit dieser Performance sorgte Yoko Ono bereits 1964/65 in Kioto und London für Furore, als das Publikum aufgefordert war, ihr mit einer Schere die Kleider abzuschneiden. Damals wollte sie gewiss nicht feministische Inhalte kolportieren, wie oft überinterpretiert wird, sondern provozieren und/oder auch in ihrem fluxistischen Überschwang die Kunst enttabuisieren. Nicht nur hier forderte Ono das Publikum zur Teilnahme am Geschehen auf, schon mit ihren «Instruction paintings» (Anleitungen) liess sie den Betrachter bei der Realisierung der einzelnen Arbeiten partizipieren, so 1961 mit dem «Painting to be stepped on».

Als Friedensbotschaft überzeugen dagegen die Installationen «Morning Beams», 1996/2005, und «Riverbed/Cleaning Piece», 1996/2005, die im Eingangsbereich des migros museums zu einer sehr poetischen und symbolisch aufgeladenen Flusslandschaft komponiert sind. Diese strahlt eine meditative zen-buddhistische Stimmung aus und knüpft mit der Arbeit «Wish Tree», 1996/2005, an eine alte Shinto Tradition an - die Aufforderung, einen Traum auf einem Papierschnitzel niederzuschreiben und an einen Baum zu hängen. Doch entgegen ihren Beteuerungen präsentiert Yoko Ono nicht nur eine Welt von Ruhe und Frieden. Dies erfährt man spätestens, wenn man in «Amaze», 1971/2003, durch das Labyrinth aus Plexiglasscheiben tapst, dabei ständig gegen die Wände stösst und zunehmend in klaustrophobe Zustände gerät. Hat man den Ausgang endlich gefunden, ist man nur noch verärgert und gereizt. Aus einem nächsten Raum dringt Yokos unheimliches, hohes Summen, das immer wieder in Wimmern und Weinen umschlägt. Diese modulierende Stimme, die höchst unangenehm berührt, begleitet die nervöse Wanderschaft einer Schmeissfliege - in Nahaufnahme - auf dem nackten Körper einer passiv daliegenden Frau, bis das Insekt im Schamhaar verschwindet. Eigentlich eine spannende Arbeit, wäre die Stimme nicht so nervenaufreibend.

Die Ausstellung, die grösstenteils vom Astrup Fearnley Museum of Modern Art, Oslo, übernommen wurde, ist sehr umfassend und bietet erstmals in der Schweiz die Möglichkeit, die Bedeutung von Yoko Onos Kunst zu erfassen; vor und nach ihrer Zeit mit John Lennon. Mit Katalog. Das Museum Moderner Kunst, Stiftung Wörlen, in Passau zeigt Arbeiten von Yoko Ono vom 6.8. bis 9.10.

Bis 
13.08.2005

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