Mithu Sen, «Dropping Gold»
Mithu Sen, «Dropping Gold»
Da versucht ein riesiges Vogelskelett sich in die Lüfte zu schwingen und wird in letzter Minute von einer Hand an einem Penis gepackt, der dem Vogel aus einem schwarzen Wirbel zu wachsen scheint. Die grossformatige Zeichnung ist mit einem blauen Rahmen versehen. Die Ecken sind mit Blumenmotiven geschmückt, die über den Rahmen auf die Wand hinauszuwuchern scheinen. Zusammen mit anderen, ebenfalls in traditioneller Manier gerahmten Zeichnungen, alten Porträts und Familienerbstücken wie Volièren, Konsolen und Wandmalereien, ist sie Teil einer raumgreifenden Installation und evoziert das Intérieur eines indischen Mogulpalastes. In seinem farbenfrohen Ornamentreichtum wirken die Zeichnungen indisch und doch ganz eigenständig. Die Darstellungen von Vögeln und menschlichen Gliedmassen vertreten eine Porträtgalerie innerhalb eines rigiden gesellschaftlichen Moralkodexes. Will man da ausbrechen, hilft nur die Kraft des Mythos. Ikarus ist für die renommierte indische Künstlerin Mithu Sen (*1971, lebt in Delhi), deren Arbeiten in der Schweiz erstmals in der Gruppenausstellung «Horn Please» im Kunstmuseum Bern 2007/08 vorgestellt wurden, die Figur, die sich für Freiheit, auch die erotische, entscheidet. Gleichzeitig spielt sie auf die offenere Lebensweise an, die sich jüngere Generationen wünschen.
Dominique von Burg |
Mithu Sen |