Loredana Sperini
Mit den neuen abstrakten Skulpturen und dunkeltonigen, mehrfarbigen Wachsmalereien verlässt Loredana Sperini vertrautes und erfolgreiches Terrain. Auch wenn das Haptische der einst figürlichen Stickereien und Reliefs weiterlebt, ist die Zeichnung nun aus ihrer zweidimensionalen Beschränkung befreit.
Loredana Sperini
Kaum steht man im grossen Galerieraum, ist man mit einer gezackten, schwarzen und verspiegelten Metallskulptur konfrontiert. Die Konstruktion aus Stahlrohr und Holz, in der sich glänzende und matte Flächen abwechseln, facettiert den Raum wie ein Paravent. Durch die Reflexionen der eingesetzten Spiegelflächen scheint die Skulptur ins Unendliche zu wachsen, während sie andernorts in klaustrophobische Enge führt.
Die Skulptur wird von neuen abstrakten Wachsreliefmalereien flankiert. Sie zeigen Konfigurationen und Kompositionen aus kristallinen, kaleidoskopartigen Quadraten und Rechtecken. Die mehrheitlich dunkeltonigen Bilder oszillieren in einem Spektrum von Rot, Violett, Blau, Grün und Gelb.
Loredana Sperini (*1970, Wattwil, lebt in Zürich) trägt die heisse, mit Pigment eingefärbte Wachsmischung Schicht für Schicht auf rechteckige Holzplatten auf und kratzt sie teilweise wieder ab. Durch die vielen Wachsschichten und den Bearbeitungsprozess gewinnen die Farben eine tiefe Leuchtkraft und entfalten eine an expressionistische Malerei erinnernde, energiegeladene Atmosphäre. Diese Wirkung erreicht die Künstlerin in einem langwierigen, disziplinierten Arbeitsprozess, ähnlich wie ihn die feinen, reliefartigen Stickereien einforderten. In den schwarzen auf weisse Baumwollstoffe gestickten Bildern waren Figuren und vegetative Muster wie ein Geflecht ineinander verwoben. Dabei ging Sperini von Fotografien von Leuten aus ihrem Bekanntenkreis aus. Während des abstrahierenden Übertragungsprozesses in Zeichnungen machte sie ihren eigenen Worten gemäss «Unsichtbares sichtbar». Die nun gezeigte einzige figürliche Arbeit - eine Wachsskulptur mit einem Reigen ineinander verschränkter farbiger Hände, die um einen grossen schwarzen monolithischen Kristall kreisen - steht in engem Zusammenhang mit den vorangehenden Stickereien und figürlichen Wachsreliefs, in denen sich die Figuren aufzulösen und zu verflüssigen scheinen. Die energetisch aufgeladenen Wachsreliefbilder erinnern an Lyonel Feiningers expressionistische Stadtansichten, an Alexandra Exters suprematistische Farbkonstruktionen oder an Ljubow Popowas «Malerische Architektonik». Trotz Sperinis Wandlung in die Abstraktion schwelt in den jüngsten Bildern immer noch eine geheimnisvolle Stimmung, welche die Gefühlsweiten ihrer früheren Arbeiten in kristallisierter Form in sich trägt.
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Loredana Sperini | 22.05.2010 – 10.07.2010 | Ausstellung | Zürich |
Schweiz CH |
Dominique von Burg |
Loredana Sperini |