Albrecht Schnider

Albrecht Schnider · Aus der Serie von zehn Landschaften, 2019–2021, Öl auf Leinwand, 16,5 x 33 cm.

Albrecht Schnider · Aus der Serie von zehn Landschaften, 2019–2021, Öl auf Leinwand, 16,5 x 33 cm.

Albrecht Schnider · Entwurf für Landschaft, 2018/2020, Mischtechnik auf Graukarton. 16,5 x 33 cm

Albrecht Schnider · Entwurf für Landschaft, 2018/2020, Mischtechnik auf Graukarton. 16,5 x 33 cm

Hinweis

Albrecht Schnider

Thun — Der Titel ‹Entwegte Landschaft› ist ungewöhnlich.«Entwegt» bedeutet nach Duden «ohne Weg und Ziel». Das könne auch metaphorisch gemeint sein: «ohne geistige Orientierung». Wege fehlen tatsächlich in den Landschaften von Albrecht Schnider (*1958), der nach Jahren in Berlin seit 1918 in Hilterfingen lebt. Doch sind die zehn Kleinformate, die er, neben rund zwei Dutzend anderen Arbeiten, in der Thuner Ausstellung zeigt, überhaupt Landschaften? Sie sind Teil eines seit Jahrzehnten vorangetriebenen Work in Progress. Sie entstehen jährlich in kleiner Zahl neben Schniders übrigen Arbeiten und bilden eine sich allmählich entwickelnde Konstante in seinem Schaffen. Es sind weder reale Landschaftsansichten noch Protokolle persönlicher Landschaftserlebnisse, obwohl sich das angesichts der Jugendzeit, die Albrecht Schnider in der Entlebucher Voralpenlandschaft verbrachte, vorstellen liesse. Eher sind sie ein fast asketisches Ertasten der Grenze hin zur Abstraktion und ein konzentriertes Exerzitium neben allem anderen. Dieses Dazwischen ist vielleicht bezeichnend für den Künstler. Ziel­losigkeit, was der Titel ‹Entwegte Landschaften› auch andeuten mag, wäre kaum die adäquate Bezeichnung. «Sowohl als auch» trifft eher zu: sowohl Landschaft (obwohl Schnider sagt, er sei kein Landschaftsmaler) als auch Ungegenständlichkeit, und ein Beobachten dessen, was die Linien entstehen lassen und was mit den Farben geschieht. Die Linien, gerade gezogen oder geschwungen und gewellt, treffen aufeinander, kreuzen sich, bilden hier hart begrenzte, dort wiederum weiche, an Dünen erinnernde, aber gleichwohl autonome Formen. Die Farben: Sie bewegen sich in einer Gelb-Grün-Blau-Skala, deren Abstufungen Raum schaffen und den Kleinformaten Tiefe verleihen.
Ein ähnliches Sowohl-als-auch gilt auch für manch andere der mehrheitlich neuen Arbeiten, denen in den schönen Thuner Museumsräumen zu begegnen ist. In manchen Malereien setzt Albrecht Schnider die Acryllackfarbe in klar umrissenen Formen direkt auf die rohe Leinwand, was der Farbe etwas Objekthaftes und dem Werk Tiefe gibt. Die Formen selber lässt er oft aus Erinnerungen aufsteigen – an einen Papagei zum Beispiel, an Personen aus seinem Umkreis oder an Kunsterlebnisse in seiner Jugendzeit, als er in der Rosengart-Sammlung in Luzern Zeichnungen von Picasso für sich entdeckte, und, wie er heute sagt, missverstand. Hier und da blitzen Humor und leise (Selbst-)Ironie auf. Zu den Formen gelangt Schnider, der sich eher als Zeichner denn als Maler versteht, über aus spontanen Handbewegungen fliessendes Zeichnen auf Papier. In der Thuner Ausstellung präsentiert er auch Skizzenbücher sowie in Bleistift auf Karton ausgeführte Vorstufen der kleinformatigen Landschaften.

Bis 
15.08.2021
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Albrecht Schnider, Paul Fägerskiöld 29.05.202115.08.2021 Ausstellung Thun
Schweiz
CH
Autor/innen
Niklaus Oberholzer
Künstler/innen
Albrecht Schnider

Werbung