Skulptur Biennale
Die zwischen den in Zehn-Jahres-Intervallen stattfindenden Skulptur Projekten in Münster konzipierte Biennale des Münsterlandes wurde beim dritten von insgesamt vier Durchgängen von Saskia Bos aus Amsterdam kuratiert. Sie lud 15 KünstlerInnen in
die idyllische, parkähnliche Landschaft ein, die sich in reflexiver Manier der Bedeutung von Kunst bewusst sein sollen.
Skulptur Biennale
Doch um es vorweg zu sagen, das vor Ort erwünschte Engagement und der Kontakt zu den Bürgern ist grösstenteils wenig eigenständig. Die meisten der elf realisierten Projekte erzählen mehr von sich und ihren Problemen, als dass sie wirklich fruchtende Kontextbezüge eröffnen oder nachhaltig erzielen. Die Einzelwerke von Katina Bock, Niek Kemps, Pascale Marthine Tayou oder Jeroen Doorenwerd sind eigentlich keine schlechten Arbeiten, jedoch austauschbar und sie stellen ihre Anwesenheit wie eine Möblierung der städtischen Kunst-im-öffentlichen-Raum-Diskussion selbst in Frage. Wenn Elmgreen & Dragset auch noch zwei (funktionsuntüchtige) Duchamp-Pissoirs in einen schlechten Graham-Pavillon montieren, wird es richtig unangenehm. Darren Almonds Wiesen aus vierblättrigem Klee gefallen hingegen beinahe unsichtbar im Grün der Landschaft und nehmen so das romantische Glücksmoment gleich mit.
Positiv hervorzuheben in der landschaftlich sehr sehenswerten Region der Biennale ist beispielsweise Simon Starling (*1967). Er nutzt Windenergie, um mit seinem kleinen Kraftwerk den Strom für die nächtliche Bestrahlung der alten Mühle in Beckum zu gewinnen. Der feuerrote, mobile Marktstand von Apolonija Sustersic (*1965) aus Slowenien dient einer vorher erwerbslosen Frau zum Verkauf von Kräutern und bezieht sich so ganz nebenbei auch auf die historische Landnutzung im Münsterland. Der Schweizer Thomas Stricker (*1962) plant, eine aussergewöhnliche Landmarke in die Felder südlich der Stromberger Höhe im Kreis Beckum zu pflanzen. Im Mai 2004 soll für etwa drei Wochen ein riesiges, gelb leuchtendes Kreuz aus blühendem Raps entstehen. Der Wallfahrtsort und sein «Heiliges Kreuz» bilden auf dem Burgberg den historischen Kontext, um die herrliche Landschaft und das wachsende Kreuz neu zu betrachten. Der Titel der Arbeit «blüht es oder blüht es nicht?» deutet an, wie offen der Ausgang des Unternehmens ist. Stricker zeigt sein Video der Entstehung, des langwierigen Diskutierens und Überzeugungsprozesses mit den Stromberger Bauern, von denen sich letztlich vier bereit erklärten, das gelbe Rapskreuz wie eine soziale Plastik sichtbar werden zu lassen. Eine mehr als stimmige Markierung der utopischen Idee – hiervon hätte man sich weiss Gott mehr gewünscht. Die nicht realisierten Arbeiten, unter anderen von Monika Bonvicini oder Mathieu Mercier, finden sich in einer Begleitausstellung im Stadtmuseum Beckum. Katalog.
Gregor Jansen |
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