André Wilhelm, «No more in the Eighties»
André Wilhelm, «No more in the Eighties»
«Ich denke nicht darüber nach, was Kunst ist, ich mache sie», sagt André Wilhelm lapidar. Als Künstler mit Leib und Seele ist er weit davon entfernt, über die Einheit von Kunst und Leben irgendwelche Theoriegebilde zu entwickeln. Stattdessen lebt er sie mit kompromissloser Konsequenz. Auch wenn er nicht, noch nicht, von seiner Kunst leben kann. Mitte der Achtzigerjahre schloss sich André Wilhelm (*1963 Wetzikon, lebt und arbeitet im Kanton Zürich) als Maler der Gruppe «Junge Wilde» in Luzern an. Der gelernte Typograph entwickelte eine Bildsprache, die bis heute so gar nicht in den Raster des Kunstbetriebs passen will. Seine komplexen Bildwelten aus Öl, Acryl, und Collagen leben von einer intensiven Farbigkeit und vibrierenden expressiven Gesten. Ein Höhepunkt im Schaffen von André Wilhelm war die letztjährige Ausstellung und Präsentation der Monographie «Peanutsfactory» im Tinguely-Museum, Basel. Gegenwärtig zeigt er im Werktag an der Hohlstrasse 417, einer Werkstatt für Möbelbau, Kunstumsetzungen und Innenausbau, ungeheuer frische und auch freche Gemälde, Zeichnungen, Collagen und Fotografien. Die Motive, Porträts und Stillleben sind mit wenigen breiten Pinselstrichen konturiert und mit einem bald ornamentierten, bald leuchtfarbenen roten, rosa, grünen oder hellblauen Hintergrund energetisch verwoben. Oft eignet den Porträts mit den markanten oder karikierenden Gesichtszügen etwas Maskenhaftes an. Immer wieder sind Wörter oder saloppe Sprüche in die Komposition integriert. Auch wenn sich das ungebrochene Lebensgefühl in kindlich naiv anmutendem Duktus auslebt, die Unmittelbarkeitsgesten und die krude künstlerische Kraft der Punkzeit noch nachwirkt, lotet André Wilhelm mittlerweile auch durchaus poetische Zwischentöne aus, worauf der Ausstellungstitel anspielen mag.
Dominique von Burg |
André Wilhelm |