Kirstine Roepstorff — ‹Ex Cave›

Kirstine Roepstorff · Ex Cave, 2019. Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv © ProLitteris. Foto: Stefan Altenburger

Kirstine Roepstorff · Ex Cave, 2019. Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv © ProLitteris. Foto: Stefan Altenburger

Kirstine Roepstorff · Ex Cave, 2019. Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv © ProLitteris. Foto: Stefan Altenburger

Kirstine Roepstorff · Ex Cave, 2019. Ausstellungsansicht Museum Haus Konstruktiv © ProLitteris. Foto: Stefan Altenburger

Besprechung

Die dänische Künstlerin Kirstine Roepstorff feiert die vielen ­Facetten der Dunkelheit als Mittel der regenerativen Kraft. Brutistische Architekturfragmente beruhen neben kleinen Papierarbeiten und vielfältigen Referenzsystemen auf dem Prinzip der Collage. Entstanden ist eine einmalige theatralische Installation.

Kirstine Roepstorff — ‹Ex Cave›

Zürich — Es knirscht unter den Schuhen, während ich mich in dämmrigem Zwielicht auf einem unebenen Pfad aus Sand und Kies vorantaste. Mit Zement verputzte, hohe Wandelemente säumen den Weg. Sind diese Architekturteile verlassen, sind sie Überbleibsel von Bunkern aus dem Zweiten Weltkrieg oder sind sie Teil einer neuen Überbauung? In der ungewohnten Dunkelheit sind an den Wänden zahlreiche Tafeln aus Beton, versehen mit geometrischen Reliefs und hängenden filigranen Mobiles aus Messing, auszumachen. In Nischen stösst man auf Collagen und grossformatige Malereien mit wolkig-wässrigem Pigmentauftrag in feinen Erdtönen auf roher Leinwand. Etwas Farbe bringt ein sieben Meter langer abstrakt-figurativer Gobelinteppich in die Szenerie. Jedenfalls fühle ich mich an die tristen, schwarz-weiss gehaltenen Szenen im Film ‹Stalker› von Andrei Tarkovsky erinnert; auch die collageartige Disposition von Kurt Schwitters ‹Merzbau›, 1920–1936 spielt etwas hinein. ‹Ex Cave› stellt den letzten Teil einer Trilogie von Kirstine Roepstorff (*1972, Virum, lebt in Kopenhagen) dar. Den Auftakt bildete ihre Präsentation ‹Influenza. Theatre of Glowing Darkness› für den dänischen Pavillon an der Biennale von Venedig 2017. Das Publikum tauchte in eine stockfinstere Dunkelheit ein, während Stimmen und dunkle Lichtspektren aus dem ‹Theater der strahlenden Dunkelheit›, einem spektakulären, mechanischen Klang- und Lichttheater, zu vernehmen waren. Der anschliessende Gang in den pavilloneigenen Garten mit Zitronenbäumen, Lilien, Tabakpflanzen, Rosen, Efeu, Salbei und Thymian mochte auf das Publikum befreiend gewirkt haben. An einer freigelegten Wand im Garten hing der meisterhafte Gobelinteppich, der uns neben dem oben erwähnten Klang- und Lichttheater im Haus Konstruktiv wieder begegnet. Diese beiden Arbeiten waren auch Bestandteil der grossen Soloschau ‹Renaissance of the Night› in der Kunsthalle Charlottenburg in Kopenhagen, 2018. Nun zelebriert Roepstorff im Haus Konstruktiv eine Hymne an die Nacht. Auf dem nächtlichen Pfad stösst man neben neuen und älteren Collagen, Gemälden und Skulpturen auf Messing-Mobiles, welche die Künstlerin als ‹Klangmenschen› bezeichnet; empfindet sie die Menschen doch als «vibrierende Wesen», deren «innere Klangwelt» die Qualität ihrer Relation zu ihrem Umfeld bestimmt. Dunkelheit ist für die Künstlerin keineswegs negativ, sondern besitzt im Gegenteil positive Energie und verfügt über heilende Kräfte. Diese können uns gemäss Roepstorff aufbauen in Zeiten, in denen wir von sozialen Kontakten und medialen Reizen überflutet werden. 

Bis 
08.09.2019
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Kirstine Roepstorff - EX CAVE 30.05.201908.09.2019 Ausstellung Zürich
Schweiz
CH
Autor/innen
Dominique von Burg
Künstler/innen
Kirstine Roepstorff

Werbung