David Lamelas

David Lamelas · Office of Information About the Vietnam War on Three Levels: Visual Image, Text, and Audio, 1968, Biennale Venedig, Fotografie der Installation, Sammlung MoMA, New York, Courtesy Jan Mot, Brüssel

David Lamelas · Office of Information About the Vietnam War on Three Levels: Visual Image, Text, and Audio, 1968, Biennale Venedig, Fotografie der Installation, Sammlung MoMA, New York, Courtesy Jan Mot, Brüssel

David Lamelas · Corner Piece, 1965/2023, Ausstellungsansicht Fondazione Antonio Dalle Nogare, Bozen. Foto: Hannes Ochsenreiter

David Lamelas · Corner Piece, 1965/2023, Ausstellungsansicht Fondazione Antonio Dalle Nogare, Bozen. Foto: Hannes Ochsenreiter

Hinweis

David Lamelas

Bozen — Die Fondazine Antonio Dalle Nogare hat durch ein ambitioniertes Programm mit Schwerpunkt auf internationaler, zeitgenössischer Konzeptkunst auf sich aufmerksam gemacht. Auf der Nord-Süd-Achse gelegen, befindet sie sich in einem 2018 eröffneten Neubau ausserhalb Bozens. Ein unglaublich inspirierender Ort, an dem die Architektur sich auf ebenso leichte wie durchdachte Weise mit der Kunst verschränkt. Der moderne Bau des Südtiroler Architekten Walter Angonese in Kooperation mit Andrea Marastoni vereint museale und private Räumlichkeiten. Die in den Hang gebaute Kubatur verschwindet praktisch im Fels, von aussen sichtbar sind kantige Einschnitte und grosse Fensteröffnungen. Die stimmige Farblage des Gebäudes verdankt sich dem verwendeten Gestein: Der ausgehobene Porphyr wurde vermahlen und als Beton für die Aussenwände wiederverwendet.
Aktuell zeigt das Museum mit ‹I have to think about it› die erste institutionelle Soloschau in Italien von David Lamelas (*1946, Buenos Aires). Es ist der Versuch einer Retrospektive, doch Lamelas hat sich der Aufgabe durch das ironische titelgebende Motto entzogen, indem er einen Dialog mit Werken aus der Sammlung der Fondazione eingeht. Dennoch finden sich einige von Lamelas bekanntesten Stücken: ‹Office of Information about the Vietnam War on Three Levels: The Visual Image, Text and Audio›, ein kritischer Kommentar zum Vietnam-Krieg, mit dem Lamelas 1968 auf der Biennale Venedig schlagartig bekannt wurde, wird mit Archivmaterial und einigen Objekten vergegenwärtigt. ‹Gente di Milano›, bestehend aus einem 16mm-Farbfilm und elf Schwarz-Weiss-Fotografien, wird heute vielleicht weniger als das Zeit-Raum-Experiment wahrgenommen, als das es konzipiert war, denn als historisches Dokument eines bestimmten Zeitpunkts aus dem Jahr 1970: Lamelas stellte vor die Galerie eine Kamera, die vier Minuten lang alles aufnahm, was sich da ereignete. Dazu schoss er in regelmässigen Abständen elf Fotos, die uns in ihrer unaufgeregten Beiläufigkeit buchstäblich an ein anderes Jahrhundert erinnern. Lamelas versucht, unseren Blick auf Raum und Zeit zu schärfen und unsere Wahrnehmung damit zu sensibilisieren. Das gelingt ihm manchmal auch mit fast nichts, wie es im Booklet zur Schau heisst. Seine ortsspezifischen Arbeiten wie ‹Corner Piece› (Umgestaltung einer Raumecke) oder ‹Pared Doblada› (Verwandlung einer Wand in ein verformbares Blatt Papier) wirken auf einer feinstofflichen Ebene und bleiben dafür umso länger in Erinnerung. 

Bis 
24.02.2024
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
David Lamelas — I Have to Think About It 07.05.202324.02.2024 Ausstellung Bolzano
Italien
IT
Autor/innen
Patricia Grzonka
Künstler/innen
David Lamelas

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