Le Châble / Fionnay — Der französische Künstler Dove Allouche (*1972) erarbeitet seit Mitte der 1990er-Jahre ein Werk von wissenschaftlicher Präzision, das zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren spielt. Er hat sein eigenes Periodensystem der Elemente in Form von 96 Farbfotografien erstellt. Inspiriert wurde er von den Worten des Arztes und Schriftstellers Oliver Sachs, der das Periodensystem als eine kosmische Treppe beschrieb, deren Stufen sowohl in den pythagoreischen Himmel als auch wieder hinunterführen. Unterstützt vom amerikanischen National Institute of Standards and Technology, erstellte der Künstler die Fotografien für sein Projekt ‹Tableau Périodique› mittels Spektroskopie, um die chemischen Elemente mit dem Licht, das sie aussenden, in Verbindung zu bringen. Die Lichtspektren der ersten dreissig Elemente werden diesen Sommer, auf Einladung des Musée de Bagnes und kuratiert von Jean-Paul Felley, als Fotografien auf Plakatwänden rund um das Ausgleichsbecken in Fionnay gezeigt.
Durch langsame und wohlüberlegte Prozesse, in denen oft Technologien aus der Wissenschaft eine Rolle spielen, versucht der Künstler, das, was sich an der Grenze des Wahrnehmbaren befindet, zu materialisieren: «Wenn Materie verdampft wird, erzeugt sie eine kontinuierliche Energie, die sich in Form einer charakteristischen Wellenlänge ausbreitet. So hat jedes chemische Element sein eigenes Emissionsspektrum, das wie ein Fingerabdruck einzigartig ist. Daraus resultiert eine deutlich ausgeprägte monochromatische Strahlung, die als feine, farbige Streifen sichtbar wird, unterbrochen von schwarzen Bändern.» So erläutert Dove Allouche sein Interesse an den Strahlungswellen der Elemente. Daraus konstruiert er eine Reihe von Bildern mit feinen Lineamenten, geometrische Kompositionen, die an Codes erinnern. Ja, die Tafeln seines Periodensystems lassen sich im Kontext der Ausstellung am Damm des Wasserbeckens von Fionnay als eine kosmische Schrift lesen. Auch wenn die farbigen Linien von ‹Tableau Périodique› einem strengen wissenschaftlichen Prozess entspringen, sind sie vor allem als abstrakte Werke zu betrachten, die für die Vorstellungskraft jedes Einzelnen offen sind. Die Farben, die in den Spektren der Ausstellung in Fionnay visualisiert werden, finden sich – wenn wir den Kopf nach hinten neigen – über dem Himmel vom Val de Bagnes wieder.