L. und A. Robert / Gina Proenza / Sandrine Pelletier

Gina Proenza · L’Automne au Printemps, Ausstellungsansicht Musée des beaux-arts, La Chaux-de-Fonds. Foto: Gaspard Gigon

Gina Proenza · L’Automne au Printemps, Ausstellungsansicht Musée des beaux-arts, La Chaux-de-Fonds. Foto: Gaspard Gigon

Sandrine Pelletier · Prélude, Intermezzo, Epilogue, Ausstellungsansicht Musée d’art et d’histoire, Neuenburg. Foto: Maciej Czepiel

Sandrine Pelletier · Prélude, Intermezzo, Epilogue, Ausstellungsansicht Musée d’art et d’histoire, Neuenburg. Foto: Maciej Czepiel

Hinweis

L. und A. Robert / Gina Proenza / Sandrine Pelletier

La Chaux-de-Fonds / Neuchâtel — Der Titel der Doppelausstellung des Neuenburger Maler-Brüderpaars Léopold und Aurèle Robert im Musée d’art et d’histoire in Neuenburg und im Musée des beaux-arts in La Chaux-de-Fonds spielt auf den unvollendeten Jahreszeitenzyklus von Léopold Robert (1794–1835) an, der vier verschiedene Orte in Italien umfasst hätte. Ausgebildet in Paris, etwa beim Klassizisten Jacques-Louis David, lebte der Künstler ab 1818 in Italien, wo er «in romantischer Manier» wegen einer unerwiderten Liebe Suizid beging. Seinen Ruhm verdankt er auch seinem Bruder Aurèle (1805–1871), dessen Werk hier erstmals umfassend gewürdigt wird.
Namhafte Leihgeber wie der Louvre bereichern die beiden Ausstellungen und zeigen die Qualität zeittypischer Sujets: Ein blumenbekränzter Wagen mit musizierendem Landvolk rollt durch das Frühlingsbild ‹Le Retour de la fête de la Madone de l’Arc, près de Naples› von 1827; beim Sommer ‹L’arrivée des moissonneurs dans les marais Pontins› von 1830 gruppieren sich vergnügte Erntehelfer. In ‹Le départ des pêcheurs de l’Adriatique›, dem 1834 entstandenen Winter, bangen hingegen Frauen dramatisch am Hafen.
Zwischen dem Sommer- und dem Wintersaal in Neuenburg hat Sandrine Pelletier (*1976) ein zeitgenössisches ‹Intermezzo› geschaffen. Gewölbtes Parkett im oktogonalen Durchgangsraum gleicht entfernt einem Schiff, Spiegel evozieren eine Wasserfläche. Im ergänzenden ‹Prélude› hat sie zerrissene Tapeten gemalt, welche die römischen Szenen rahmen. Im Abschlussraum ‹Epilogue› reichert sie die druckgrafischen Reproduktionen mit reingeschmuggelten Blättern an, die das damalige Schönheitsideal hinterfragen.
In La Chaux-de-Fonds begibt sich Gina Proenza, (*1994, Bogotá) auf eine Spurensuche nach San Gimignano, wo der Herbst verortet gewesen wäre. In der Hügelstadt fiel ihr Blick auf die stets geschlossenen Fensterläden der berühmten Türme. Dieses Motiv, das für sie das Gegenteil vom Gemälde als Fenster zur Welt darstellt, applizierte sie etwa auf einen Drachen, der in ihrem Video gen Himmel steigt, begleitet von den Klängen einer Kapelle, die Proenza durch den leeren Museumsraum paradieren liess – das Video davon entdeckt man in einer der grossen Raumplastiken.
Kunsthistorisch ist es ein Gewinn, die Gebrüder Robert mit Katalog derart fundiert und gross auszustellen. Die zeitgenössischen Inserts haben hingegen eher atmosphärischen Charakter – so solide beide auch sind. 

Bis 
12.11.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Léopold et Aurèle Robert — Ô saisons… 14.05.202312.11.2023 Ausstellung La Chaux-de-Fonds
Schweiz
CH
Gina Proenza. L'automne au printemps 14.05.202301.10.2023 Ausstellung La Chaux-de-Fonds
Schweiz
CH

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