Let’s talk about the weather
Let’s talk about the weather
Venedig — Gewittrig, sintflutartig apokalyptisch, eisig und von schwefelhaltigen Emissionen industrieller Produktion eingetrübt kommt Natur in Hauptwerken von Giorgione, Poussin, Caspar David Friedrich und William Turner vor. Reproduktionen dieser Werke hängen an starkfarbigen Zwischenwänden im Erdgeschoss der Fondazione Prada, flankiert von Farbkarten, Graphen, Kurvendiagrammen und schriftlichen Auswertungen naturwissenschaftlicher Forschung. Die Ausstellung ‹Let’s talk about the weather›, die parallel zur Biennale Architettura läuft, versammelt all dieses Material, um die historischen Gemälde sowie zeitgenössische Kunst von Hans Haacke, Ursula Bieman, Goshka Macuga oder Paolo Cirio aus meteorologischer Perspektive zu betrachten.
Damit führt die Fondazione Prada den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wissenschaft fort. Wie sehr dazu Publikationen, Vorlesungen, Gespräche sowie Kooperationen mit Szenografen und Hochschulen wie dem New Institute Centre for Environmental Humanities NICHE gehören, wird im Hauptsaal des ersten Obergeschosses deutlich. Eine themenspezifische Auswahl ist auf einem allseitig zugänglichen, rundum verspiegelten Tisch ausgebreitet, ergänzt um Laptops für Recherchen. In der Verlängerung dieser Achse mit Blick über den Canal Grande hängen ein Objekt des Künstlers Nick Raffel von der Decke, dessen Lamellen aus Balserholz einen sanften Luftzug erzeugen, sowie dicht an dicht Vivian Suters ungespannte Leinwände mit Spuren von Farbe, Erde und Pigmenten. Sie bringen eine Atmosphäre in das Piano nobile, die an das Reinigen und Trocknen von Wäsche erinnert, ein Ritual, das mit den über die Gassen gespannten Wäscheleinen auch im Stadtraum Venedigs präsent ist. Bei Suter handelt es sich um Baumwollstoffe, an denen die Natur und das Wetter Guatemalas mitgeschafft haben. Pointiert und selbstbewusst behauptet sich diese Form der Malerei in dem auf Repräsentation ausgerichteten Palazzo Ca’Corner della Regina – ein Palazzo, der wie ganz Venedig auf Stelzen steht und wechselnden Wasserständen zunehmend bedrohlich ausgesetzt ist. Trotzdem hängt das Original von Giorgiones ‹Tempesta› aus dem frühen 16. Jahrhundert immer noch in der Galleria dell’ Academia. Die Ausstellung greift auf, wie kostbar und gefährdet zugleich Venedig als Lebensraum, Tourismusdestination und Ausstellungsort für eine Weltgemeinschaft ist. Darin liegt eine gemeinsame Verantwortung, in der die Kunstwelt nach Einschätzung von Kurator Dieter Roelstraete noch einiges aufzuholen hat.
Institutionen | Land | Ort |
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Ca' Corner della Regina | Italien | Venezia |
Fondazione Prada Venezia | Italien | Venezia |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Everybody Talks About the Weather | 20.05.2023 – 26.11.2023 | Ausstellung | Venezia |
Italien IT |
Goshka Macuga | |
Vivian Suter |
Stefanie Manthey |