Magdalena Abakanowicz / Elsi Giauque — Am Faden
Magdalena Abakanowicz war bekannt für riesige dreidimensionale Textilarbeiten. Die in Kooperation mit der Londoner Tate organisierte Schau in Lausanne zeigt nun weit mehr von dieser beeindruckenden Karriere einer Künstlerin und assoziiert mit ihr einen grossen Namen der Schweizer Textilkunst: Elsi Giauque.
Magdalena Abakanowicz / Elsi Giauque — Am Faden
Lausanne — Wussten Sie das? Lausanne war einst ein internationales Schaufenster für zeitgenössische Textilkunst. Dank dem französischen Textilkünstler Jean Lurçat und dem Kunstliebhaber- und Galeristenpaar Pierre und Alice Pauli fand zwischen 1962 und 1995 in der Waadtländer Hauptstadt eine Biennale der Tapisserie statt. Zehnmal nahm die polnische Künstlerin Magdalena Abakanowicz (1930–2017) daran teil, wodurch dauerhafte Kontakte und Freundschaften mit dem lokalen Sammler- und Mäzenatenmilieu entstanden. Heute bewahrt allein die Fondation Toms Pauli, die ihren Sitz im MCBA Lausanne hat, 50 Werke von Abakanowicz auf – eines der wichtigsten Konvolute der Künstlerin ausserhalb Polens. Es wird nun zusammen mit internationalen Leihgaben in einer Ausstellung vorgestellt.
Die ersten Räume sind Abakanowiczs frühen Arbeiten aus den 1950er- und 1960er-Jahren und ihren experimentellen Webarbeiten – vor allem Wandarbeiten – gewidmet, die aussergewöhnliche Formen, Strukturen und Materialien aufweisen. Nach und nach lösten sich ihre Werke von der Wand und nahmen ihren Platz im Raum ein, bis ihre ‹Abakan› ihr in den 1970ern zu internationaler Bekanntheit verhalfen: Die gewebten, hängenden Skulpturen mit organischen Formen wirken kraftvoll und geheimnisvoll, vermitteln aber auch ein Gefühl von Schutz. Bevor sie sich an der ‹Raumskulptur› versuchte, wandte sich Abakanowicz der Darstellung des Menschen zu: Ihre Abgüsse aus Leinenstoff von kopflosen Körpern, Rücken, Beinen oder Armen bilden in Lausanne ein faszinierendes Ensemble.
Spontan würde man das Werk von Elsi Giauque (1900–1989) als Kontrapunkt zu Abakanowiczs Welt empfinden: Die bunten geometrischen Kompositionen dieser wichtigen Vertreterin der Neuen Schweizer Tapisserie, die im ersten Stock präsentiert werden, spielen mit Transparenz und Leichtigkeit. Giauque übertrug die konstruktivistischen Prinzipien ihrer Lehrer:innen Sophie Taeuber-Arp und Otto Morach auf Textilien. Als sie 1969 auf der 4. Biennale in Lausanne ihr ‹Elément virtuel spatial›, eine Installation mit variabler Konfiguration aus mit Ketten bespannten Rahmen, vorstellte, zeigte Abakanowicz ihren ‹Abakan rouge›, eine ganz andere Richtung der Textilkunst. Doch verbindet die befreundeten Künstlerinnen ihre Pionierarbeit, ihr leidenschaftliches Spiel mit den unterschiedlichsten Texturen und Materialien (Maisblätter für Giauque, Rosshaar für Abakanowicz) und ihre unendliche Suche nach Licht und Schatten in der Kunst der Tapisserie.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne | Schweiz | Lausanne |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
---|---|---|---|---|---|
Magdalena Abakanowicz und Hommage an Elsi Giauque | 23.06.2023 – 24.09.2023 | Ausstellung | Lausanne |
Schweiz CH |
Magdalena Abakanowicz |
Elsi Giauque |
Ingrid Dubach-Lemainque |