Omar Ba — Machtgefüge

Omar Ba · Monde parallèle I, 2023, Tinte, Acryl, Öl, Bleistift und Gouache auf Kraftkarton, 240 x 150 cm. Foto: Jean-Jacques Delattre

Omar Ba · Monde parallèle I, 2023, Tinte, Acryl, Öl, Bleistift und Gouache auf Kraftkarton, 240 x 150 cm. Foto: Jean-Jacques Delattre

Besprechung

Märchenhafte Traumwelten und unbequeme Realitäten: In seiner stark metaphorischen Bildsprache befasst sich Omar Ba mit den globalen Themen unserer Zeit. La Kunsthalle Mulhouse gewährt in ihrer aktuellen Ausstellung Einblicke in das jüngste Schaffen des in Genf und Dakar lebenden Künstlers.

Omar Ba — Machtgefüge

Mulhouse — In seiner Kindheit hörte Omar Ba (*1977) viele Märchen und Volkserzählungen seiner senegalesischen Heimat. Diese biografische Komponente ist in der visuellen Sprache seiner Werke verschiedentlich wiederzufinden. So prägen Fantasiewesen, schemenhafte Figuren und ausschnitthafte Miniaturdarstellungen die halb traumhaften, halb realistischen Szenen seiner Bilder. Die charakteristische, den Bildraum durchziehende Ornamentik aus Fauna und Flora fungiert dabei als verbindendes Element. Mal in organisch weicher, mal in stachelig spitzer Manier gestaltet, lässt sie in haptisch anmutender Optik die Grenzen der unterschiedlichen Bildebenen verschwimmen. Im Zentrum der Kompositionen steht stets der Mensch, sowohl gestalterisch – meist in Form von Halb- oder Ganzkörperporträts – als auch metaphorisch in der Auseinandersetzung mit der Beziehung des Menschen zur Welt.
Nach seinem Kunststudium in Dakar zog es den Künstler weiter an die École Supérieure des Beaux-Arts (heutige HEAD) in Genf, wo er noch immer ein Atelier besitzt. Verwurzelt in Afrika, versteht sich Ba als Weltenbürger, der sich zwischen den Kontinenten bewegt und in seiner Malerei mannigfaltig globale Themenkomplexe unserer Zeit verhandelt. ‹Destins Communs› (gemeinsame Schicksale), – so der Titel der aktuell in Mulhouse gezeigten Schau – präsentiert Werke, die in den letzten drei Jahren entstanden sind, in einer Zeit also, in der es vorübergehend schien, als rücke die Weltgemeinschaft durch die geteilte Erfahrung der Pandemie zusammen. Ohne den moralischen Zeigefinger zu heben, entlarven die Exponate dies als Trugschluss und setzen sich mit globalen Machtstrukturen und deren Auswirkung auf Natur, Gesellschaft und Individuum auseinander. So thematisieren etwa die zwei Gemälde ‹Superman and the Constitution› die Entscheidungsgewalt einzelner Personen über sehr viele Menschen, während sich ‹Shadow II› dem noch immer sehr ungleich verteilten Zugang zu Wissen als Identitäts- und Machtmerkmal widmet.
Einen direkten Bezug zur Schweiz schafft das Werk ‹Fortification› – das Herzstück der Ausstellung. Erstmals arbeitet der Künstler hier installativ: Hunderte Sand­säcke der Schweizer Armee hat er zu einer Wand gestapelt und darauf eine filigrane Zeichnung hinterlassen. Die vom Künstler auf den Säcken applizierten, unterschiedlichen Länderflaggen stehen für das heutige, durch Konflikte erlangte geografische Weltbild, was die typische Symbolkraft von Bas Darstellungen in dieser skulpturalen Form noch einmal auf ein neues Level hebt. 

Bis 
29.10.2023
Institutionen Land Ort
La Kunsthalle Frankreich Mulhouse
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Omar Ba — Destins Communs 09.06.202329.10.2023 Ausstellung Mulhouse
Frankreich
FR
Künstler/innen
Omar Ba
Autor/innen
Rani Magnani

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