Spazi Spescha — Von der Tuchfabrik zum Kunstort

Matias Spescha · Paravent, 2008 (vorne), Installation mit 7 Acryl-Malereien, 2,2 x 16 m, Ausstellungsansicht Spazi Spescha, Trun. Foto: Ralph Feiner

Matias Spescha · Paravent, 2008 (vorne), Installation mit 7 Acryl-Malereien, 2,2 x 16 m, Ausstellungsansicht Spazi Spescha, Trun. Foto: Ralph Feiner

Matias Spescha · Triptychon, 2001 (Wand rechts), Acryl auf Leinwand, 2,7 x 10 m, Ausstellungsansicht Spazi Spescha, Trun. Foto: Ralph Feiner

Matias Spescha · Triptychon, 2001 (Wand rechts), Acryl auf Leinwand, 2,7 x 10 m, Ausstellungsansicht Spazi Spescha, Trun. Foto: Ralph Feiner

Besprechung

Einst machte Matias Spescha in der Tuchfabrik Truns eine Schneider­lehre, heute hat der Nachlass des Bündner Künstlers ebendort ein Zuhause gefunden. Im neu gegründeten Spazi ­Spescha in Trun ist wortwörtlich ein Raum für sein Œuvre entstanden, und ein Ort für Dialoge mit zeitgenössischen Positionen.

Spazi Spescha — Von der Tuchfabrik zum Kunstort

Trun — Die gelungene Eröffnung im Juni machte deutlich, dass der Spazi Spescha auf Interesse stösst. Ob Kunstfreund:innen oder ehemalige Fabrikarbeiter:innen, weit gereiste Gäste oder Nachbar:innen: Die Neugier auf den neu geschaffenen Kunstort war gross. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die von Peter Fischer, Markus Hilfiker und Venice Spescha kuratierte Auftaktausstellung zum Werk von Matias Spescha (1925–2008) fokussiert auf die Zeit von 1990 bis zum Tod des Künstlers mit Arbeiten, die in der Schweiz noch nie zu sehen waren. Ruhe und Präsenz der Werke spiegeln sich in der 1000 m² grossen, lichtdurchfluteten Halle, die von den Innenarchitekten Carmen Gasser und Remo Derungs feinfühlig saniert wurde. Die natürliche Lichtkomposition durch die ursprünglichen Glasbausteinfenster und Bodenbeläge unterstreicht das industrielle Ambiente der ehemaligen Textilfabrik, die für die Präsentation von Speschas Werken wie massgeschneidert scheint. In grossen Formaten konzipierte er Variationen von Linien, Flächen und Formen in nuancierten Schwarz-, Grau-, Braun- oder Ockertönen. Mit Blick auf die klare Lineatur der Gemälde und Skulpturen und im Wissen um Speschas Ausbildung zum Schneider meint man fast, das Rattern der Maschinen, das Schneiden von Stoffen zu hören. Von seiner Herkunft in Trun über die vielen Jahre, die er in Frankreich lebte, schliesst sich in der Tuchfabrik der Kreis: Matias Speschas Nachlass kehrt mit 1000 Gemälden, Skulpturen, Modellen, Gouachen, Collagen, Zeichnungen und Druckgrafiken – wie der Ausstellungstitel vorwegnimmt – nach Hause zurück: ‹Retuorn a Trun – Retuorn a Casa›.
Das Thema der Variation, das Speschas Schaffen prägt, findet auch im kuratorischen Konzept Anwendung: In jährlich wechselnden Ausstellungen und im Zusammenspiel mit Speschas 2013 in Trun posthum errichteter, monumentaler Freilichtskulptur ‹Ogna› sollen Nuancen seines Werks formuliert sowie Erweiterungen vorgeschlagen und der Künstler damit immer wieder aus neuen Perspektiven entdeckt werden. Initiiert vom 2020 gegründeten Verein Trun Cultura, ist der Spazi Spescha das erste von mehreren Vorhaben: Es gibt Pläne, die Casa Carigiet – das Geburtshaus des Malers Alois und des Schauspielers Zarli Carigiet – zu einem Kulturhaus zu machen sowie die Casa Desax, ein national geschützter Rokokobau, der romanischen Literatur zu widmen und in eine Künstlerresidenz zu transformieren. Spätestens seit diesem Sommer sollte man die Surselva auf dem Bündner Kunstkompass haben. 

Bis 
29.10.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Matias Spescha: Retuorn a Trun — retuorn a casa 17.06.202329.10.2023 Ausstellung Trun
Schweiz
CH
Autor/innen
Seraina Peer
Künstler/innen
Matias Spescha

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