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12 Schreibwerkstatt — Kuriositätenkabinett und Wunderkammer

TART Zürich ist Galerie und Offspace zugleich. Im Rahmen der Kunst: Szene Zürich 2018 werden drei künstlerische Positionen vorgestellt, die irritieren, täuschen und an die Grenzen unseres Vorstellungsvermögens gehen.

TART Zürich — Die Arbeit von Lena Amuat und Zoë Meyer im Schaufenster lässt einen nicht einfach flüchtig vorbeigehen. ‹Elusive Objects› stellt drei geometrische Körper dar, wobei die räumlichen Verhältnisse des einen nicht zu stimmen scheinen. Sind es die Proportionen? Oder sind die Schatten dort, wo sie eigentlich nicht sein sollten? Am liebsten würde man das Objekt anfassen, von allen Seiten betrachten, um herauszufinden, was an der Darstellung nicht stimmt. Und genau diese Irritation übt eine beinah magische Anziehungskraft aus, die aus dem flüchtig intendierten Blick eine intensivere Betrachtung werden lässt.

Auch im Inneren der Galerie fordern Irritation und Täuschung unsere Aufmerksamkeit ein. In den fünf nebeneinander aufgehängten Fotografien der Serie ‹On Disappearing› von Amuat und Meyer taucht dasselbe Objekt auf, das bereits im Schaufenster zu sehen war. Der geometrische Körper wurde frontal aufgenommen; während er auf dem ersten Bild noch vollständig zu sehen ist, verschwindet auf jeder weiteren Darstellung ein weiterer Teil von ihm. Was eine chronologische Abfolge zu sein scheint, die gewissermassen das Verschwinden des Objekts dokumentiert, entpuppt sich als trügerisch: Denn ein zunächst verschwundener Teil taucht im Lauf der Serie plötzlich wieder auf. Und auch die letzte Fotografie irritiert: Darauf ist der geometrische Körper zwar nicht mehr präsent, doch seine Schatten sind noch immer vorhanden.

Im selben Raum sind die Zeichnungen von Karoline Schreiber zu sehen. Dank einer grauen Wand heben sie sich von den Arbeiten von Lena Amuat und Zoë Meyer ab und bilden eine eigenständige Einheit. Auch Schreibers Sujets bringen einen dazu, näher zu treten. Während einige wolkenähnliche Darstellungen aus der Serie ‹You see Faces› an ein Gesicht erinnern, haben andere etwas Groteskes an sich, das abstossend und faszinierend zugleich wirkt. Bei ‹Meet and Greet› stülpt eine schwarze Hand die Haut einer weissen Hand von den Fingern ausgehend nach hinten, wobei ein wurmähnliches Wesen zum Vorschein kommt. Gewisse Zeichnungen sind aber auch humorvoll, wie beispielsweise ‹brilliant›, auf der einem nackten Mann die Haare vom Genitalbereich bis zum Kopf wuchern und dort in eine fast unheimliche Haarpracht münden.

Unsere Neugierde lässt uns selbst bei den groteskeren Bildern nicht wegschauen, es ist, als flüstere uns der Direktor einer Freak-Show aus dem 19. Jahrhundert ins Ohr: «Treten Sie näher, verehrte Damen und Herren! Staunen Sie über den behaartesten Mann der Welt! Über den Menschen, der sich in zwei Teile teilt!»

Das Wirrwarr an Kuriositäten geht im nächsten Raum weiter. Die Bilder der Installation ‹Kommen nicht vom Flecken fort› von Roger Hubli und Denis Eggenberger füllen den gesamten Raum, hängen eng aneinander an den Wänden oder stehen auf dem Boden. In der Mitte eine leuchtturmartige Architektur, die versucht – oder vortäuscht – eine Übersicht zu vermitteln. Man fühlt sich an die Wunderkammern der Spätrenaissance erinnert, in denen eine Fülle unterschiedlichster Objekte präsentiert wurde.

Wie die Arbeiten von Amuat/Meyer und Karoline Schreiber, experimentieren auch die von Hubli und Eggenberger mit den Grenzen unseres Vorstellungsvermögens und greifen in den Raum der TART Zürich als auch in unseren Verstand hinein.

Giulia Bernardi, freie Autorin, giulia.bernardi@outlook.com

TART Zürich, bis 2.12, Do/Fr 12-19 Uhr, Sa/So 12-17 Uhr

www.kunstszenezuerich.ch
www.artlog.net/notebooks

Schreibwerkstatt ist ein Projekt von Kunstbulletin und Kunst: Szene Zürich 2018. 

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Kunst: Szene Zürich 2018 - Ausstellung Zürich Schweiz
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