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19 Schreibwerkstatt— Quadratur des Kreises

Zehn Tage, über zwanzig Ausstellungsorte, zahlreiche Performances und Sonderveranstaltungen später geht die Kunst: Szene Zürich 2018 zu Ende. Es gibt Kritikpunkte, doch das ist bei einem solchen Mammutprojekt natürlich zu erwarten.   

Theater Neumarkt – Die abschliessende Diskussion der Kunst: Szene Zürich 2018 im Theater Neumarkt verläuft genauso unübersichtlich, wie es die Ausstellung selbst war – das passt. Eine Drehbühne wurde in der Mitte des Raums eingerichtet, um der Diskussion, moderiert von Benjamin Mathis und Benedikt Wyss, buchstäblich ein wenig Schwung zu verleihen. Ein etwas forcierter konzeptioneller Rahmen, der dem konstruktiven Austausch bisweilen im Weg steht. Mit Champagner und Luxemburgerlis als Köder wird nach Wortmeldungen gefischt. Doch, das merkt man schnell, die hätte es auch ohne Lockmittel gegeben. Der Mitteilungsdrang der Teilnehmenden ist gross, die Befindlichkeiten und Wahrnehmungen der letzten neun Tage sehr unterschiedlich. 

Denn die, die ihre Räume zur Verfügung stellten, haben andere Erfahrungen gemacht als die Kunstschaffenden, die, so eine Kritik, zum Teil das Gefühl hatten, willkürlich den jeweiligen Räumen zugeordnet worden zu sein. Kuratorin Barbara Basting reagiert sofort und weist darauf hin, dass keinesfalls Willkür regierte, sondern es manchmal schlicht nicht möglich gewesen sei, alle individuellen Situationen zu berücksichtigen – wegen Überkomplexität oder zu kleiner Budgets. Ohnehin ist Basting sehr auskunftsfreudig, legt das Finanzielle offen und geht auf Kritikpunkte ein, ohne sich je in den Mittelpunkt des Abends zu drängen.

Ein weiterer Aspekt, den viele Teilnehmende der Diskussion monieren: Es war zu viel und zu wenig. Ein zu grosses Angebot für zu kurze Zeit; nahezu unmöglich, allen Ausstellungen und Veranstaltungen das gleiche Mass an Aufmerksamkeit zu schenken. Möglicherweise wäre eine Reduktion der Ausstellungsorte und teilnehmenden Kunstschaffenden in Zukunft wünschenswert, auch im Sinn einer Qualitätskontrolle. 

Das erste Mal wirklich diskutiert und nicht nur geredet wird an diesem Abend, als es um die Einbindung der Zürcher Institutionen geht und die Frage, ob es nicht im Sinn einer besseren Sichtbarkeit wäre, ebendiese Institutionen als Partner zu gewinnen. Hier gehen die Meinungen auseinander. Die langen Vorlauf- und Planungszeiten der grossen Häuser sind ein Hindernis, die Autonomie ein anderes. Manche Museen oder Offspaces möchten möglicherweise nicht einen Teil ihrer sorgfältig kuratierten Programme freihalten, nur um dem lokalen Kunstschaffen eine Bühne zu bieten. Ein Gegenargument, das Applaus erntet: Gerade die Geste, Kunstwerken Gastfreundschaft zu gewähren, und das eben nicht immer in bekannten Räumen und Orten, verleiht der Kunst: Szene ihren Reiz. Es ist eine Selbstermächtigungsgeste gegen die Institutionen, Zeugnis einer lokalen, in und von Zürich gestalteten Anstrengung.  

Man muss, trotz berechtigter Kritik, würdigen, dass das Team der Kunst: Szene Zürich rund um Barbara Basting eine Grossausstellung konzipiert hat, die oft den Blick auf (zu Unrecht) Übersehenes lenkte. Seien es die Ausstellungsorte oder auch die ausgewählten Kunstschaffenden, die ihre Kunst in einem Rahmen präsentieren konnten, der zu jederzeit professionell und oft anregend war. Zürichs Szene geht es gut und wenn man an einigen Stellschrauben dreht, dann wird man sich auch bei der nächsten Ausgabe des Ausstellungsprojekts wieder gern auf den Weg machen - abseits ausgetretener Pfade und doch zu jeder Zeit mitten im Geschehen. 

Mathis Neuhaus (*1991) lebt in Zürich und ist freier Journalist in den Bereichen Kunst, Musik und Popkultur. hello@mathisneuhaus.de

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Ausstellungen / Events

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Round Table United Kunst: Szene Zürich 2018 im Theater am Neumarkt Event Zürich Schweiz