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David Gagnebin-De Bons — Die Farbe der Träume

Lausanne — Der Fotografe David Gagnebin-De Bons hat in den letzten Jahren mit riesigen Cyanotypien begeistert, die in ihrem tiefen, dunklen Preussischblau nichts anderes aufzeichneten, als ihren handwerklich Abzug: Undeutliche, verwischte Spuren von Bewegungen in Ausmassen und Figuren, wie wir sie mit unseren Gliedern ausführen können. In seiner neuesten Ausstellung in der heuer seit 20 Jahren kollektiv betriebenen Lausanner Kunsthalle Circuit kommt er jedoch auf figürliche Arbeiten zurück, die der Frage der Materialisierung von Kräften und Bildern in uns und um uns mit einem entsprechend höherem Komplexitätsgrad nachgeht.

Wunderbar hat er auf aus den Wänden der Kunsthalle hervorgehenden und wieder in sie hineinführenden Kragen einen Fluss kleinformatiger Cyanotypien ausgelegt, wie er sie regelmässig auf der Basis seiner genauso nur partiellen Notizen seiner Träume fotocollagiert. David Gagnebin-De Bons greift dabei ebenso auf den gesamten ihm über die Medien zugänglichen Bilderschatz zurück wie auch auf Elemente der Realität, die er mit der Kamera mehr oder weniger treu oder durch einfache Mittel verfremdet einfängt. Meist auf wenige visuelle Ereignisse innerhalb einer abgründigen Leere konzentriert, lassen diese Arbeiten unvermittelt an die pittura metaphysica denken. Anders als diese erweisen sie sich jedoch gerade nicht von etablierten Interpretationsmustern notabene der freudschen Schule bestimmt. Vielmehr geben sie dem Traum etwas von seiner Rätselhaftigkeit und Absonderlichkeit oder auch beunruhigenden Qualität, wie es Titel der Ausstellung will, zurück. Angesichts der darüber aufgehängten rostfarbenen Fotogramme der darauf als Aussparung erscheinenden Schachteln, in welchen der Künstler diese kleinformatigen Cyanografien ablegt, schwant einem darüber hinaus, dass die Frage nach der Realität zwischen unseren täglichen Impressionen und unseren nächtlichen Visionen auch mit Hilfe solch grossangelegter, hin- und herschwingenden Untersuchungen letztlich unergründlich bleibt.

Die riesigen Farbfotografien in rundem Format, die der Künstler an verschiedenen Stellen plakatartig auf die Wände gekleistert hat, erweitern das Problem noch. So zeigen diese Orte, in denen nicht nur unbändige Waldnatur und modulare Betonzivilisation aufeinander prallen. David Gagnebin-De Bons hat die Negative davon vorher mit Wärme behandelt, so dass auf den Fotografien wie durch Aureolen umgebene Schlupflöcher zu metaphysischen Ebenen sichtbar werden.  Das zur Ausstellung editierte Multiple, das aus in unglasiertem Biscuitporzellan abgegossenen Eierschwämmchen besteht, führt aber zuletzt den Beweis, dass zwischen Himmel und Erde selbst ohne das Verlassen der naturwissenschaftlich zugänglichen Existenz stets viel, viel mehr ist, als uns in der Regel bewusst ist. So entwickeln sich die Rhizome von Pilzen ständig im Untergrund von Wäldern und Wiesen. Ihre bei dieser Sorte schwefelgelbe Erscheinung ist jedoch nur auf wenige Wochen im Jahr beschränkt und oft selbst für Mykologen nicht gänzlich voraussehbar. Mit einem dieser bestechenden Multiples auf dem Heimweg kann man sich jedoch wie vielleicht wie mit jedem Stück von Kunst in Griffnähe sagen: «Dem Glücklichen schlägt keine Stunde». 

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David Gagnebin-de Bons - Ausstellung Lausanne Schweiz
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