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Laurence Rasti — Il n’y a pas d’homosexuels en Iran

Luzern — Die Verfolgung Homosexueller in muslimischen Ländern avancierte in den letzten Jahren zum heiss diskutierten Thema. In der Kritik steht zurzeit besonders der Iran. Im Kunstraum sic!, Luzern, widmet sich die Genfer Künstlerin Laurence Rasti (*1990) mit der Ausstellung ‹Il n’y a pas d’homosexuels en Iran› ebendiesem Thema. Ausgangspunkt für Rastis Arbeit war Mahmud Ahmadinedschads Rede vom 24. September 2007 an der Columbia-University, New York. Darin behauptete der damalige Präsident des Iran, Homosexualität käme in seinem Land nicht vor. Diese Aussage stiess auf erbitterten Protest, zumal Homosexuelle weltweit um gesellschaftliche Anerkennung und gleiche Rechte kämpfen – bis heute.

Ein Blick in die Geschichte lässt denn auch feststellen: Homosexualität hat in allen abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam und Baha'i) einen schweren Stand. Besonders männliche Homosexualität wird in ihnen als Sünde betrachtet. Kriminalisiert wurde Homosexualität im Zuge der Christianisierung im Römischen Reich. Homosexuelle Handlungen blieben in den meisten Ländern Europas jedoch lange straffrei. Erst im Mittelalter erfolgte eine durchgehende Kriminalisierung der Homosexualität, u.a. im Rahmen der Kreuzzugspropaganda gegen Muslime. Mohammed habe die Sünde der Sodomiter (gemeint waren Homosexuelle) unter seinen Leuten popularisiert, hiess es in den zeitgenössischen Pamphleten. Die Kriminalisierung der Homosexualität hatte im Mittelalter oftmals die Funktion, Feindbilder zu generieren oder zu vertiefen – mit schwerwiegenden Folgen. Was zwar bereits lange Zeit als «sündig» betrachtet wurde, wandelte sich in Europa zwischen 1250 und 1300 zur Straftat (Scheiterhaufen, Hinrichtung, Kastration u.a.). Erst im 20. Jahrhundert setzte eine allmähliche Entkriminalisierung ein. Sodomie-Gesetze existieren jedoch weiterhin, z.B. auch in «Entwicklungsländern», oftmals als Erbe der europäischen Kolonialzeit.

Neben der Kriminalisierung kam es zur systematischen Pathologisierung homosexueller Neigungen. Homosexualität wird dabei als eine Krankheit angesehen, die geheilt werden kann (Zuchthausstrafen waren gängig). Im Iran werden Homosexuelle heute noch gezwungen, sich einer Therapie oder Geschlechtsumwandlung zu unterziehen. Wer sich weigert, dem bleibt oftmals nur die Flucht, beispielsweise in die türkische Stadt Denizli, in der viele exilierte iranische Homosexuelle leben. Rasti reiste mehrere Male dorthin, um homosexuelle Paare zu fotografieren. Viele von ihnen wollten ihre Identität jedoch nicht vollständig preisgeben. Ihre Gesichter sind daher verdeckt oder verbleiben im Dunkeln – uns abgewandt oder hinter Blumen, Gebüsch und Ballons versteckt, machen die Fotografien umso eindringlicher auf die Schicksale der Porträtierten aufmerksam. Gleichzeitig wirken die Aufnahmen teilweise überraschend beschwingt. Ihre Bilder seien bewusst aus «einfachen, leichten, zuweilen feierlichen Elementen zusammengesetzt», so die Künstlerin. Sie wolle damit «ein Paradox zur Schwere des Sujets und zur prekären Lage dieser Menschen erzeugen». Entstanden ist eine Serie an feinfühligen und doch kraftvollen Porträts, für die die Künstlerin 2016 mit dem Schweizer Designpreis ausgezeichnet wurde. Die Ausstellung ist eine Co-Produktion von sic! Raum für Kunst und dem Photoforum Pasquart. Eine umfassende Publikation erscheint bei Edition Patrick Frey.

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sic! Raum für Kunst
Schweiz
Luzern
Luzern

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Laurence Rasti

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Ausstellungen / Events

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Laurence Rasti - Ausstellung Luzern Schweiz
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Ausstellung
Luzern
Schweiz