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Monika Emmanuelle Kazi — Handshake

Luzern — Mit der Hand, welche die andere berührt, machte der Philosoph Maurice Merleau-Ponty auf die Ambiguität des Leibes, der stets Subjekt und Objekt ist, aufmerksam. Mit Handgesten lenkt die Künstlerin Monika Emmanuelle Kazi (*1991) unseren Blick auf Körper und Macht, wie der leibliche und soziale Raum durch Normen, Normierungen und Normalisierungen geformt wird. 
Die Ausstellung ‹Handshake› im sic! Elephanthouse unter der Kuration des Kollektivs, bestehend aus Anne-Sophie Mlamali (*1995), Sabrina Negroni (*1993) und Lena Pfäffli (*1997), zeigt Kazis multimediale Installation ‹mains d’oeuvre›, 2021. Videos verlangsamter Handgesten von gesichtslosen weissen Männern in bourgeoisen Milieus, die etwas erklären. Der Ton jedoch gibt eine weibliche Stimme wieder, die einen Text vorliest, in welchem es um die ökonomische Kraft von Sprache geht. Sprechakte provozieren Geldtransaktionen und verwandeln symbolisches Kapital in andere Sorten von Kapital (soziales, ökonomisches und kulturelles). Wer akkumuliert wieviel? Wer erhält welches rating? In wen wird investiert? Wer erhält mehr Kredit? Zu sehen sind auch an Ikonen angelehnte Malereien von weissen Händen aus «deleted scenes». Zeichen dafür, dass sie zweifellos an das glauben, was sie sagen. 
Kazi, die in Paris und in der Republik Kongo aufgewachsenen ist und in Genf lebt, vollzieht eine Umkehrung des Blicks. Statt des im Zentrum stehenden körperlosen Intellektuellen, der mit seinem «white male gaze» die Welt betrachtet und wie ein Marionettenspieler, der aus dem dunklen Hintergrund die Fäden zieht, mit seinen geistigen Worten Körper manipuliert, blicken wir nun mit einem zumeist marginalisierten «Black female gaze» auf fragmentierte weisse Körper. Was wäre aber, wenn Schwarz die Norm wäre und weiss eine Farbe? Doch die simple Umkehrung verkompliziert sich durch die Tatsache, dass manche Weisse in den Videos iranischer oder türkischer Herkunft sind. Vorurteilen und Stereotypen ist schwierig zu entkommen.
Kazis Dekonstruktion und Dekolonialisation des Raumes verweist mit den Händen und ihren Lebenslinien aber auch auf imaginäre, spekulative und zukünftige Räume, andere Ökonomien der Arbeit, des Lebens und der Sprache. Denn bei aller Kritik dürften wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren: das Universale, die Inklusion, ohne Zentrum und ohne Marginalisierte.

www.sic-elephanthouse.ch

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Handshake — Monika Emmanuelle Kazi - Ausstellung Luzern Schweiz
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