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Nathalie Du Pasquier – Die Kraft des Spiels

Genf –  Die Pace Gallery in Genf zeigt zurzeit die erste schweizerische Einzelausstellung von Nathalie Du Pasquier (*1957, Bordeaux), die deutlich mit dem frugalen Klima der sonst hauptsächlich von der Galerie vertretenen und ausgestellten Minimal Art bricht.

Nathalie Du Pasquier ist als Gründungsmitglied des 1981 von dem Architekten und Designer Ettore Sottsass gegründeten Kollektivs Memphis bekannt geworden, in der sie vor allem als Textil-, Möbel-, Geschirr- und Schmuckdesignerin wirkte. Einige ihrer Entwürfe aus dieser Zeit sind inzwischen zu Ikonen des auf Spiel und Spass setzenden statt moralischen Programmen gehorchenden Anti-Stils geworden. Aller Unkenrufe zum Trotz verschwand dieser nach der Auflösung der Gruppe 1987 nicht. Jüngere Architekten/-innen und Designer/-innen forschen ihn seit bereits einigen Jahren vielmehr wieder als wahre Goldmiene von Gestaltungsansätzen aus, die erst noch der Entfaltung und Erfüllung harren. Im Zuge dieser Revitalisierung feierte Nathalie Du Pasquier bereits ein Comeback als Textildesignerin. Viel Lärm machte sie mit den bedruckten Sommerkleidern, die sie seit in Zusammenarbeit mit dem Ethiklabel American Apparel in Los Angeles auf den Markt bringt. Erfolgreich sind aber auch die Bettwäsche, die Zierkissen und die Überwürfe, die sie seit 2015 für Oliver Wrong in London respektive für Zig Zag in Zürich entwickelt. Zugleich erschien ihr Werkkatalog 1981-1987 unter dem Titel ‹Don’t Take These Drawings Seriously› erschien.

Nathalie Du Pasquier war in der Memphis-Gruppe nicht zuletzt dafür zentral gewesen, dass sich die zu Beginn sehr schrille und harte Palette, die vor allem aus Neontönen und Grundfarben sowie einem oft mit optischen Wirkungen eingesetzten Schwarzweiss bestand, nicht nur etwas dämpfte. Sie verfeinerte und bereicherte die Kolorierungen vor allem enorm. Inspiriert von Wax Prints, die sie auf ihren ausgedehnten Reise durch Westafrika zwischen ihrer Ausbildung in Frankreich bis 1975 und ihrer Niederlassung in Mailand 1979 kennenlernte, wie auch der antiken bis modernen Malerei, mit der sie dank ihrer als Kunsthistorikerin aktive Mutter vertraut war, setzte sie auch auf den deutlich wärmeren Mischfarbentriangel Orange, Purpur und Smaragd wie auch neutralere Töne von Ocker bis Asche.

Bereits um 1985 hat sich Nathalie Du Pasquier für diese Studien zunehmend auf die Malerei konzentriert. Wie viele bedeutende Figuren dieses Mediums notabene der Avantgarde in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts begann sie im Atelier mit Flaschen, Tassen und Töpfen vor Wänden und in Kästen an einem persönlichen Repräsentationssystem zu arbeiten. Das Suchen nach ungesehenen Farbklängen verband sich dabei mehr und mehr mit dem Fragen nach dem Status der Objekte – nicht nur im Bild, sondern auch all derjenigen, die bei einer noch mehr oder weniger klassischen, das heisst nicht (nur) zur Kamera oder zum Computer greifenden, bildnerischen Tätigkeit anfallen. Mit Verve begann sie mit deren Kategorisierungen in Kunst und Dekoration, in Malerei und Skulptur, Illusion und Realität, in Handwerkliches und Maschinengemachtes, in Fabriziertes und Delegiertes zu spielen.

In der mit ‹The Strange Orders of Things 2› betitelten Version der vorher bereits in den Londoner Räumen von Pace aufgeschlagenen Ausstellung kulminiert sich dies nun zu Werken, in denen jeweils verschiedene zwar ähnliche, aber doch ganz andere malerische Interventionen zusammengeführt sind. Lauschig öffnen die bedächtig mit dem Pinsel bemalte Leinwände, in denen statt Hausrat inzwischen ein wahrer Zitatencluster von der Avantgardemalerei über die Stammeskunst bis zu altorientalischer Malerei erscheint, die verschiedensten Vorder-, Mittel- und Hintergründe, während die mit Scotch und Farbwalze horizontal und vertikal darum herum strukturierten Wände eher wie in Palästen und Kirchen früher Plinthen und Pilaster die Begrenztheit und die Geschlossenheit der Architektur betonen. Farbe überzieht aber da und dort – nunmehr aus der Pistole gespritzt – neben oder zwischen die Leinwände und vor die Wände gesetzten Gittern auch schematisch konstruierte Figuren, von denen eine kleine Familie in der Mitte der Galerie sogar einen ganzen geisterhausmässig ausgesparten und unbetretbaren Raum bevölkert.  Auch wenn Elemente in ihrem malerischen Universum auf der Kippe zur Dekoration stehen, kann doch nichts auch physisch benutzt werden wie in den Werken von manchen anderen Malern/-innen gerade im Welschland, in welchem John M. Armleder (*1948, Genf) mit seinen teils nicht nur zum Anschauen konzipierten und realisierten ‹Furniture Sculptures› ab 1979 regelrecht schulbildend gewirkt hat. Nathalie Du Pasquier, die sich erst Ende dreissig von einer hauptsächlichen Designerin zu einer vorwiegenden Künstlerin bekehrt hat, geniesst die Malerei vielleicht gerade deshalb ganz und gar als cosa mentale.

Institutionen

Titel Land Ort Details
Pace Gallery Geneva
Schweiz
Genève
Genève

Künstler:innen

Ausstellungen / Events

Titel Datum Typ Ort Land Details
Nathalie Du Pasquier - Ausstellung Genève Schweiz
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Ausstellung
Genève
Schweiz