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Offspaces — von wegen off

Schweiz — So unterschiedlich die alternativen Kunsträume auch sind, ist ihnen gemein, dass sie einen wichtigen Treffpunkt für künstlerische Szenen darstellen. Wie sind diese Orte mit der Isolation umgegangen und inwieweit können – und wollen – sie unter den veränderten Umständen weiterfunktionieren? 

Das sonst stark mit dem lokalen Publikum interagierende ‹Space Out› in Payerne verschob sich ins Internet, wo Maeva Rosset und Christelle Becholey Besson aus offensichtlichem Anlass je drei andere Kunstschaffende in ‹Quarantaine› steckten – die darauf wiederum drei Personen ihrer Wahl infizierten, um eine Zeichnung beizusteuern. Kurzum: eine «exposition virale», jedoch nicht im destruktiven Sinne.

Der ‹Kunstkiosk St. Gallen› lädt ebenfalls zum Mitgestalten ein – getreu dem sonst vor Ort im Kulturkonsulat umgesetzten Prinzip eines Themas, zu dem dann ganz ohne Selektionshürden sämtliche eingegangene Arbeiten zusammen ausgestellt werden. Aktuell rufen die jungen Kunstschaffenden, die den Raum betreiben, nun fast täglich in ihren Instagram-Stories zum ‹Kunstkontest› auf, wodurch plötzlich auch vermehrt Beiträge von überregionalen Teilnehmenden eingehen. Dabei zählt weniger, wer gewinnt, als «das kreative Bekämpfen der Langeweile».

Im ‹Palazzina› in Basel hingegen werden weiterhin Ausstellungen aufgebaut. Die Devise: Künstliche Normalität, um die längst eingeladenen Gäste trotzdem vor Ort ihre Werke schaffen zu lassen. Termine verschieben wäre hier keine Option, denn das zwischengenutzte Gebäude steht nur noch bis im Juni zur Verfügung. Die gerade vergangene Schau von Katrin Niedermeier & Co. hatte den Lockdown antizipiert und virtuelle Ansichten in der Vorbereitungsphase mitgedacht. Nina Rieben und Brigham Baker arbeiten nun im irgendwie auch befreienden Unwissen darüber, ob bereits wieder Besuchende vorbeikommen dürfen/werden. Heute eröffnet ihre Ausstellung (ohne Opening-Event, versteht sich) neither the either | nor the or | are places to be.

À propos Openings: Was macht das Bieler ‹Lokal-int›, dessen Konzept auf wöchentlichen Vernissagen beruht, in dieser Zeit? Gastgeber Chri Frautschi spannt mit dem ‹Espace Libre› zusammen. Dessen Betreiber, Andrea Marioni, arbeitet schon länger mit dem Medium Webradio, das den beiden nun als Plattform dient, um jeden Donnerstagabend live aus dem ‹Lokal-int› zu senden. An- und nachzuhören ist dieses Format namens Opération Decameron unter lumpenstation.art mit künstlerischen Beiträgen, zugeschalteten Gästen und viel Improvisation. 

Auch die Ausstellung  ‹I wait you wait› im Berner ‹Grand Palais› ist zu Öffnungszeiten virtuell zugänglich. Als ich gedankenverloren den Zoom-Link anklicke – in der Annahme, dass wohl sowieso gerade geschlossen sei – treffe ich hier zufällig einen anderen Kunstbulletin-Autoren nach getanem Recherchegespräch für einen separaten Artikel.

Die gewohnte Agilität und die enge Vernetzung kommen diesen kleinen Strukturen bei der kurzfristigen Umprogrammierung natürlich zugute. Bei all den Projekten ist die Situation der ohnehin mit geringen Mitteln operierenden Offspaces und ihrem Umfeld jedoch nicht zu beschönigen. ‹It's time to talk›, sagte sich die kunstraumübergreifende Berner Initiative ‹Connected Space› und verschob dafür einen eigentlich im Sommer vorgesehenen Austausch über ‹Kunst, Carearbeit und Prekariat›. Das Zürcher ‹Hamlet› geht noch weiter und versucht, mit Online-Auktionen und Spendenaufrufen für den ‹SARS-CoV-2 Support and Relief Fund for Artists› in Fällen einzuspringen, wo die staatlich finanzierten Auffangmassnahmen nicht greifen.

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Irène Unholz