Robert Zandvliet, Trunk — Malen wie ein Baumstamm

Zürich ­— Landschaftsmalerei ist für die Niederlande fast zum kunstgeschichtlichen Klischee geworden und so könnten böse Zungen auch den niederländischen Maler Robert Zandvliet (*1970) in diese Schublade stecken, wenn sie wollten. Denn gerade mit seinen gemalten Landschaften gelang Zandvliet in den Neunzigerjahren der internationale Durchbruch und bis heute dominieren sie sein Werk. Allerdings warten Zandvliets Bilder gerade nicht mit dargestellter Landschaft, sondern mit malerischen Gesten auf. Sie stellen im Grunde genommen gar nichts dar, ausser sich selbst: Dicke Pinselstriche, die mit messerscharfen Kanten übereinander gezogen werden oder sich durstig in die Leinwand einsaugen. Die Landschaft, die auf der Bildfläche zu sehen ist, entsteht vor allem im Kopf der Betrachter. Eine Reihe von Bildern, die sich in diesen Zugang zu Malerei einordnen lässt, findet sich derzeit in der Galerie Mark Müller in Zürich, die unter dem Titel ‹Trunk› – ‹Baumstamm› eine Gruppe von Malereien zeigt. Zandvliets Bilder, vor allem Acryl im Hochformat auf rohes Leinen, zeigen gewissermassen Nahaufnahmen von Baumstämmen, Baumrinden, Geäst und Unterholz. In erdigen Grundtönen und bunten Akzenten reiben sich grobe Farbaufträge aneinander, fast als ob die Farbe direkt auf Baumrinde aufgetragen und per Druck auf die Leinwand übertragen worden wäre. Auch hier gilt: dargestellt wird eigentlich nicht, vielmehr werden gewisse Texturen artikuliert bzw. eine Art Sich-Anfühlen von Baumrinde, Holz und Stamm in der Sprache malerischer Gesten nachempfunden. Massgebend ist weniger, was sich aus der Farbe an Form und Inhalt ergibt, sondern der Widerstand, auf den die Farbe trifft, wenn sie auf die Leinwand oder an andere Farbe gerät: Reibungen, Überlagerungen, Flächenbildungen. Die Bilder haben einen geradezu körperlichen Charakter, womit sie auch mit der Kategorie «Plastik» statt «Malerei» gelesen werden könnten. So verkörpert sich in ihnen eine Haltung, die malerisches Handeln viel eher als Formen von Material versteht, wie als Ausdruck eines Mediums. Eine Haltung, die schon fast nostalgisch klingt.