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Sara da Silva Santos – Malerische Deplatzierungen

Yverdon-les-Bains — Sara da Silva Santos (*1990) und Thomas Liu Le Lann (*1994) sind die beiden «New Heads»des Fondation BNP Paris Art Arward, der in diesem Herbst ganz neu bestellt worden ist. Die Basis dazu bildeten Gespräche zwischen der Haute Ecole d’art et du design/HEAD in Genf und verschiedensten Akteuren/-innen der Kunstszene im ganzen Welschland, wie frisch diplomierte Kunstschaffende noch ausgewogener und sorgfältiger in die Kunstwelt hinaus begleitet werden könnten. Angeregt von der von Ramaya Tegegne in das Leben gerufenen Bewegung ‹WagesForWagesAgainst› erhielten alle Wettbewerbsteilnehmer/-innen erstmals ein Produktionsgeld für das Ausstellungswerk. Weiter sind die beiden Preise neu mit einer Einzelschau in einem Kunstmuseum oder einer Kunsthalle plus Monografie verbunden worden und werden in diesem Zusammenhang auch nicht mehr von Kommissionen über Kompromisse bestimmt. Vielmehr obliegen sie von nun an den Verantwortlichen der dafür aktivierten Institutionen und stellen so bereits persönliche Bekenntnisse erfahrener Kuratoren/-innen dar. Die diesjährigen «New Heads»Sara da Silva Santos und Thomas Liu Le Lann stachen dabei Karine Tissot vom Centre d’art contemporain Yverdon-les-Bains/CACY respektive Nathalie Herschdorfer vom Musée des Beaux-Arts Le Locle/MBAL in das Auge. Kommt Thomas Liu Le Lann erst Anfang November nach Le Locle, ist Sara da Silva Santos schon seit Ende September in Yverdon zu sehen.  Ihre dem Publikum, wie es der Titel ‹Lagoa rasa› in Anspielung auf die sich flächig ausbreitende Salzseen-Sanddünen-Landschaft in ihrer portugiesischen Heimat antönt, zu Füssen gelegte Installation bietet nicht nur eine weitere immersive Kunsterfahrung an. Die Arbeit stellt vielmehr eine vielschichtige und mitunter brüchige Auslotung der Lage der zeitgenössischen Malerei in nichts anderem als dem Medium selbst dar. So machte Sara da Silva Santos die Erfahrung 2015, dass sich die Suche nach einem Atelier in Genf gegenüber anderen - tendenziell einer weniger schmutzigen und stinkenden Arbeit nachgehenden - Kunstschaffenden noch schwieriger gestaltete und zwar nicht nur wegen des florierenden Immobilienmarkts, sondern auch der umtriebigen, alles bis in jede Ritze regeln und ordnen wollenden Stadtautoritäten. In einem alten Keller fand sie jedoch schliesslich einen 19 Quadratmeter grossen Raum, auf dessen kalten Boden sie als erstes die günstigste Ausführung eines schwimmenden Parketts verlegte.  Genau darauf sollte jedoch Sara da Silva Santos die von ihr schon länger mit Experimenten mit Textilien gesuchte Bühne ohne Rahmen für ihre Kunst finden. Sie zähmte erst die käsefarbigen sich gegenseitig jagenden Latten mit einem milchigen Schachbrettmuster, das sie dem Raster von Photoshop nachempfand, und liess dann an malerische Mikromotive vom Strich und Flecken bis zum Spritzer und Tropfen erinnernde Elemente darauf tanzen, deren Ausgangspunkt jedoch oft auf dem Internet gefundenes und dann durch dieses Programm gejagtes Material darstellt. Doch damit nicht genug! Dieses «Bodengemälde» hat sich über die bis heute insgesamt vier neuen Konfigurationen, die ihm Sara da Silva Santos gegeben hat, zu einem monumentalen und spektakulären Gedächtnis der Momente in ihrer Entwicklung von der Malereistudentin zur Ausstellungskünstlerin ausgewachsen.
 
Bald schon begab sie sich mit ihm auf den Weg zum Publikum, in dem sie das «Bodengemälde» mit allen Kanten und Kerben der Grundfläche des Ateliers, wenn auch versetzt mit neuen Latten, vom Foyer vor dem Atelier bis zum Entrée des Hauses ausbreitete und alles mit einer neuen malerischen Komposition zusammenband. Ausgestellt hat sie dieses «Bodengemälde» jedoch zum ersten Mal klassisch aufgerichtet in einer Präsentation studentischer Arbeiten an der HEAD, ehe sie bei Abschlussausstellung an der HEAD, in welcher sie sich für den BNP Paris Art Award qualifizierte, wieder in die Horizontale zurückkam. Mit Matratzen, über die sie die weitere Entwicklung ihres malerischen Universum diesmal hinweg ausbreitete, sowie einer sonoren Installation lud sie die Besucher weiter nicht nur zum Betreten davon, sondern auch zum Verweilen darin ein. In der weitaus grösseren Preisausstellung im CACY hat Sara da Silva Santos das Intime des «Bodengemälde» nun aber klug zurückgefahren. Vielmehr verstärkte sie unter dem mächtigen von Pfeilern und Bögen gestützten Tonnengewölbe des früheren Kornkellers die architektonische Dimension des Werks noch, in dem sie es mit einem Sockelvorrat des CACY strukturierte, während sie in den Zwischenräumen ihre Fantasie bereits in die Unendlichkeit der Topografie gehen liess. Bleibt nur noch, dass Kunstfreunde/-innen ihre Lieblingsplätze in der ‹Lagoa rasa› finden und in ihre eigenen Landschaften integrieren!

Institutionen

Titel Land Ort Details
Centre d’art contemporain Yverdon-les-Bains
Schweiz
Yverdon-les-Bains

Künstler:innen

Ausstellungen / Events

Titel Datum Typ Ort Land Details
LAGOA RASA - Sara da Silva Santos - Ausstellung Yverdon-les-Bains Schweiz
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Ausstellung
Yverdon-les-Bains
Schweiz