Blick auf die Erde über dem Great Barrier Reef, Australien, die weltweit grösste Struktur, die von lebenden Organismen geschaffen wird und jetzt durch menschliche Aktivitäten und Klimaerwärmung zerstört wird.
London — Das Auge bringt – rein physiologisch – alle Voraussetzungen mit sich, damit wir immer wieder neue Blickwinkel einnehmen und Gegebenheiten neu betrachten können. Daraus schöpft Olafur Eliasson in seinem Projekt, das er zum Earth Day vom 22. April 2020 in Zusammenarbeit mit den Serpentine Galleries realisiert hat: Zum freien Download stellt er neun abstrahierte Bilder der Erde zur Verfügung. Jedes Bild gibt den Planeten um eine andere Achse gedreht wieder und setzt mittels einer schwarzen Punktmarkierung unterschiedliche Terrains ins Zentrum der Aufmerksamkeit – zum Beispiel den dahinschmelzenden Grönländischen Eisschild oder den tiefsten Punkt der Erde im Pazifischen Ozean, in dem man nicht nur kleinste, lebende Organismen, sondern auch Plastikpartikel gefunden hat. Wenn wir die Markierungspunkte etwa zehn Sekunden lang fixieren, erscheint anschliessend, wenn man den Blick auf eine neutrale Fläche lenkt, ein Nachbild in den Komplementärfarben der Bildvorlage – wir projizieren buchstäblich ein neues Weltbild.
Das Projekt von Eliasson steht in einer Reihe von Arbeiten verschiedener Künstler, Designerinnen, Architekten und Denkerinnen, welche die Serpentine Galleries anlässlich ihres fünfzigsten Geburtstags unter dem Titel ‹Back to Earth› angeregt haben: «Ökologie ist ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte der Serpentine und auch der Gegenwart, in der sich unsere Gesellschaft an eine durch das Coronavirus veränderte Welt anpasst», sagt Hans Ulrich Obrist, der künstlerische Leiter der Institution. «Wir müssen uns an Künstler wenden, um Leitlinien für die Gestaltung der Zukunft zu erhalten».
https://www.artlog.net/de/video/earth-viewed-over-ecuador
https://olafureliasson.net/press/earthperspectives
https://www.serpentinegalleries.org/exhibitions-events/back-earth
