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Virtuelle Tagträume

Friedrichshafen — Dass Virtual Reality Zukunftsmusik sei, ist eine von der «wirklichen» Wirklichkeit bereits überholte Einschätzung. Die von VR angezettelte bildtechnologische Revolution ist längst in vollem Gange. Nicht ohne Grund häufen sich Ausstellungen über virtuelle Welten wie die Präsentation im HeK/Haus der elektronischen Künste in Basel oder die aktuelle Schau im Frankfurter Kunstverein. Schon jetzt ist das illusorische Erlebnispotenzial von Virtual Reality beträchtlich – und dabei ausbaufähig. Nicht nur in der Unterhaltungsindustrie, auch in Wirtschaft und Medizin, Militär und Pornoindustrie scheint ihr eine glänzende Zukunft gewiss.
‹Schöne neue Welten› – in der Paraphrase von Aldous Huxleys dystopischem Roman ‹Brave new world› signalisiert die Ausstellung im Zeppelin Museum bereits im Titel, dass sie keine unkritische Betrachtung der Materie anstrebt. Wie verhalten sich reale und virtuelle Räume zueinander? Gibt es Möglichkeiten der Verschränkung beider? Wie wirken sie sich gegebenenfalls auf unsere Gesellschaft aus? Fragen wie diese stellten sich für Ina Neddermeyer, die Kuratorin der Schau. Weder im Guten noch im Schlechten sind die Folgen von VR für die Gesellschaft schon absehbar.
Werke von zehn international bekannten Künstlern und Künstlerkollektiven aus sieben Nationen bestücken einen abwechslungs- und erlebnisreichen Parcours. In virtuellen Erzählungen handeln sie bisweilen von ganz realen Sachverhalten und Problemen. Halil Altinderes VR-Installation macht in Bildern einer Marsmission die gegenwärtige irdische Migration zum Thema. In dem verstörenden interaktiven Video ‹Let This Be A Warning› der kenianischen Künstlergemeinschaft The Nest Collective wird der Zuschauer zum Probanden, dessen Reaktionen darüber entscheiden, ob er auf einem fremden Planeten aufgenommen – oder erschossen wird. Videos von Haroun Farocki thematisieren den Einsatz von VR bei der Kriegsvorbereitung oder in der Behandlung kriegsbedingter Traumata. Demgegenüber mündet das Video von Micha Cárdenas in der Frage, ob es denkbar sei, dass ein virtuelles Second-Life das Real-Life ersetzt.
Das Künstlerduo Banz & Bowinkel spielt mit den technischen Möglichkeiten von VR. Und ein interaktives Video von Florian Meisenberg bringt den Zuschauer in eine Art Ateliersituation.  VR als, so Meisenberg selbst, kunstaffines «Tagträumen« – vielleicht nicht die schlechteste Möglichkeit künftiger Nutzung der Technologie.

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Zeppelin Museum
Deutschland
Friedrichshafen
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Schöne Neue Welten - Ausstellung Friedrichshafen Deutschland
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Friedrichshafen
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