Samuel Schütz, Patuapara, Kalkutta, 1990er
Zürich — Für Bengalinnen und Bengalen ist Kalkutta unangefochtene Kulturhauptstadt Indiens. Im Westen allerdings hatte die Millionenmetropole lange den Ruf eines schwarzen Lochs, einer Kloake. Diese Lücke zwischen Selbstwahrnehmung und Aussensicht loteten der Fotograf Samuel Schütz und der Klangdokumentarist Thomas Kaiser bei zahlreichen Aufenthalten in Kalkutta als junge Künstler Anfang der 1990er aus. Schütz fotografierte mit seiner Lochkamera Strassenzüge, Werkstätten oder Fährstellen; Kaiser befragte Bewohnerinnen und Bewohner nach ihren Träumen und Lebensgeschichten und dokumentierte die Soundscapes der Stadt. Die so entstandenen Schattierungen und Zwischentöne, die gängige Schwarzweiss-Klischees von Kalkutta aufweichen, sind aktuell in einer kleinen Ausstellung im Völkerkundemuseum präsentiert. Sie lässt sich dank einer aufwändigen 360°-Dokumentationen bequem auch von zu Hause aus konsumieren: Videos und Tondokumente können auf der virtuellen Tour individuell angewählt werden. Zudem ist die Vernissage, die am 3. April ebenfalls nur online stattfand, mit Ansprachen der Künstler und Kuratoren Schütz und Kaiser und anderen abrufbar.
Das Völkerkundemuseum dokumentiert seine Ausstellungen seit längerem digital, um den Austausch mit dem Publikum und mit Angehörigen der Urhebergesellschaften der Sammlung zu erleichtern. In Zeiten des Lockdown ist hier also noch die eine oder andere digitale Forschungsreise möglich.
Virtueller Ausstellungsrundgang: https://videoconsole.de/360/kalkutta/
Virtuelle Vernissage: https://www.musethno.uzh.ch/de/ausstellungen/Kalkutta-schwarzweiss/Virtuelle-Vernissage.html