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Für den Neubau des Naturmuseums St.Gallen wurden 2014 acht nationale und internationale Kunstschaffenden zu einem Wettbewerb eingeladen Kunst-und-Bau-Projekte zu entwickeln, die das Museum als Ort der Vermittlung von Naturzusammenhängen reflektieren. Der britische Künstler Simon Starling konnte das Verfahren mit einer ortspezifischen, dreiteiligen Arbeit für sich entscheiden. «Fountain» nimmt ihren Ausgangspunkt beim Broderbrunnen von August Bösch, der 1896 als Denkmal für die erste Versorgungsanlage der Stadt mit Bodenseewasser errichtet worden war. Bei einer umfassenden Restaurierung im Jahr 2000 mussten die als Galvanobronzen ausgeführten Brunnenfiguren infolge schwerer Witterungsschäden konserviert und durch neu gegossene Bronzen ersetzt werden. Die Originale kamen in die Sammlung des Historischen- und Völkerkundemuseums in St.Gallen. Mit «Fountain» führt Starling die drei Figurengruppen der auf Wassertieren reitenden Kinder, die einst auf den Sockelvorsprüngen des Brunnenstocks beheimatet waren, dank ausgeklügelter «Life Support Systeme» wieder dem öffentlichen Raum zu. Zwischen Bodensee und Innenstadt – den Weg des Wassers nach St.Gallen und die Geschichte der Brunnenfiguren nachzeichnend – sollen drei klimatisierte Doppelvitrinen aufgestellt werden, in welchen die Originalfiguren auf ihre spiegelverkehrten Nachbildungen aus hygroskopischen Materialien treffen. In einer ersten Disposition, seit 2017 vor dem Naturmuseumsneubau, begegnet die auf einer Schildkröte reitende Kinderfigur ihrem mittels 3D-Durcker produzierten Zwilling aus Kunststoff, dessen Hohlraum mit Kieselgel aufgefüllt ist. Ein weiterer Schaukasten steht seit 2019 am Hafen Rietli in Goldach und zeigt die auf dem Schwan thronende Kinderfigur mit ihrem aus Gips, Silicagel, Perlite und verschiedenen Pigmenten geformten Pendant. Die dritte Vitrine mit den auf exotischen Fischwesen sitzenden Figurenspiegelungen soll zu einem noch nicht definierten Zeitpunkt im St.Galler Stadtpark zwischen dem Kunstmuseum und dem Historischen und Völkerkundemuseum ihren Standort finden. 
In den konfrontativen Konstellationen der abgeschlossenen Vitrinen-Biotope riskieren die wasseraufnehmenden Duplikate wie Opferlämmer ihre eigene strukturelle Unversehrtheit, um das Überleben und die öffentliche Präsenz ihrer älteren Vorlagen zu gewährleisten. «Fountain» ist an sich eine Art Anti-Brunnen oder eine Entgegnung auf die Ironie, dass beim Broderbrunnen ausgerechnet das Element, dem man künstlerisch huldigen wollte, der Kunst besonders schwer zusetzte. Mit seiner Arbeit offenbart Simon Starling die Symbolik sowie die sozial-, technik- und kunstgeschichtlichen Hintergründe des Broderbrunnens als vieldeutiges Bezugssystem und stellt überraschende Verbindungen zwischen Natur, Kultur, Geschichte und Gegenwart her. (Text: Stefanie Kasper, März 2021)

 

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