Künstlergespräch mit Roland Roos zum Abschluss des Projekts «Import / Export»

Kunstmuseum Olten, Sonntag, 19. November 2017, 15 Uhr
mit Roland Roos (Künstler), Dorothee Messmer und Katja Herlach (Museumsleitung), Serena Kiefer, Lorenz Wiederkehr und weiteren Bulgarienreisenden
Moderation: Irene Müller (Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin) ohne Anmeldung, gratis, anschliessend Apéro zur Finissage aller Ausstellungen

Wie kann ein bildender Künstler einen aktiven Part in der Gesellschaft einnehmen, ohne «neue» Objekte physisch in die Welt zu setzen? Diese Frage bildet einen zentralen Aspekt im konzeptuellen Ansatz des Zürcher Künstlers Roland Roos (*1974), den er mit seinem aktuellsten Projekt «Import / Export» im Kunstmuseum Olten zur Diskussion gestellt hat. Thematisch legte Roos den Fokus darin auf Verschiebungen im europäischen Arbeitsmarkt und auf die sie begleitenden Migrationsströme. Am Beispiel der Textilindustrie Bulgariens ging das Projekt der Frage nach, wie sich die Arbeitsbedingungen in verschiedenen Ländern unterscheiden und wie diese wahrgenommen werden. Damit rückte ganz grundlegend auch die Frage ins Zentrum, wie die Bilder entstehen, die wir uns von der Welt und von gewissen Zusammenhängen machen, welche Rolle die Medien dabei spielen und unter welchen Umständen wir bereit sind, unsere Vorstellungen anhand eigener Erfahrungen zu überprüfen.

Roos machte die Probe aufs Exempel und richtete im Kunstmuseum Olten, wo bis in die 1950er-Jahre in der Region Olten produzierte Mode der Firma Kleider Frey verkauft wurde, einen Training Ground mit professionellen Industrienähmaschinen ein, auf denen man sich für einen Arbeitseinsatz in Bulgarien, der Hochburg der heutigen europäischen Textilproduktion, vorbereiten konnte. Zahlreiche Personen haben an den Einführungs- und Bulgarisch-Crash-Kursen im Museum teilgenommen, vier von ihnen sind schliesslich nach Goze Deltschew gereist, um in der Firma Pirin-Tex gegen den Niedergang der bulgarischen Textilindustrie anzunähen.

Im Gespräch ziehen verschiedene ProtagonistInnen des Projekts gemeinsam eine erste Bilanz. Moderiert wird die Diskussion von der Zürcher Kunstwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin Irene Müller, die Roland Roos’ Schaffen in der Oktober-Ausgabe des Kunstbulletins umfassend gewürdigt hat (vgl. www.artlognet.ch).