Margaret Harrison — Eine Frau sind viele
Die britische Künstlerin Margaret Harrison setzt sich seit den Siebzigerjahren mit sozialer Ungleichheit, Feminismus, häuslicher Gewalt und weiblicher Sexualität auseinander. Sie hat dafür eine eigene Sprache entwickelt. Was sie zeigt und worüber sie informiert, ist couragiert zeitkritisch und frei von bitterer Polemik.
Margaret Harrison — Eine Frau sind viele
Basel — Als der Tod von Marilyn Monroe am 5. August 1962 festgestellt wurde, ging eine Ära zu Ende, doch der Mythos Marilyn lebt weiter. 1984 gestaltete etwa Madonna den Clip zu ihrem Song ‹Material Girl› als Hommage an die Filmdiva. Und die Künstlerin Margaret Harrison schuf zwischen 1994 und 1998 Werke zu Stationen aus dem Leben Marilyns und appropriierte das ikonische Polaroid, mit dem Warhol ihr Gesicht popularisierte. Drei Arbeiten hängen jetzt in der Ausstellung, zu der Nicolas Krupp Harrison eingeladen hat. Keines glitzert und funkelt. Ihre Fassung des Polaroids verweist vielmehr auf das Fassadenhafte und die Zerbrechlichkeit, das, was wie nicht wasserfeste Mascara unter Tränen verläuft. Pendant dazu ist ein Gemälde nach einer Post-mortem-Fotografie mit geschlossenen Lidern und zurückgebürsteten blonden Haaren. Harrison ergänzt ihre malerische Umsetzung davon mit einem Zitat aus dem berühmten, Anne Gregory gewidmeten Gedicht von William B. Yeats: «Only God, my dear, could love you for yourself alone and not for your yellow hair.» Daneben hängt ein Tableau aus 24 kleinformatigen Panels, mit dem Harrison eine politische Aktion aufgreift: 1981 protestierte eine Gruppe von Frauen in Greenham Common gegen die Entscheidung der damaligen britischen Regierung unter Margaret Thatcher, dort amerikanische Nuklearraketen zu lagern. Sie fesselten sich an den Zaun und in der Folge entstand das Greenham Common’s Peace Camp. Harrison entwickelte die Arbeit 1989, zur Zeit des Kalten Kriegs, und stellte sie in der Bowery aus. Mit dem zweiten, ebenfalls 24-teiligen Tableau thematisiert sie in Aquarellen von alltäglichen Gegenständen und Textbestandteilen, die zunächst wie lyrische Tagebuchnotizen daherkommen, häusliche Gewalt. Wie eine Parade durchziehen zudem auf weiteren Blättern einzelne Gestalten, deren geschlechtliche Zuordnung oszilliert, in greller Kleidung, auffälligen Schuhen und lasziven Posen die Szene. Die vielen Spiegel verweisen auf Themen wie Selbstbespiegelung, Genderfragen und LGBQ-Bewegung. San Francisco wurde für Harrison ab Mitte der Neunzigerjahre zum zweiten Lebensmittelpunkt. Die aktuelle Schau ist ihre erste in der Schweiz, in dem Jahr, wo mit dem Frauenstreik ein Zeichen dafür gesetzt wurde, dass es bei Gewalt gegen Frauen immer um Gewalt gegen den Menschen an sich geht.
Institutionen | Country | City |
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Nicolas Krupp | Switzerland | Basel |
Exhibitions/Newsticker | Date | Type | City | Country | |
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Margaret Harrison | 08.11.2019 to 18.01.2020 | Exhibition | Basel |
Schweiz CH |
Margaret Harrison |
Stefanie Manthey |