Irene Schubiger — Im Guss

Irene Schubiger · Ohne Titel, 2021, Aluminium, 36 x 25 x 25 cm. Foto: Kunstgiesserei St. Gallen

Irene Schubiger · Ohne Titel, 2021, Aluminium, 36 x 25 x 25 cm. Foto: Kunstgiesserei St. Gallen

Irene Schubiger · Ohne Titel, 2021, Bronze, 28 x 24 x 24 cm. Foto: Kunstgiesserei St. Gallen

Irene Schubiger · Ohne Titel, 2021, Bronze, 28 x 24 x 24 cm. Foto: Kunstgiesserei St. Gallen

Besprechung

Gegossene Objekte aus Metall, wie sie aktuell bei annex14 in Zürich zu sehen sind, bilden in der Arbeit von Irene Schubiger erstaunlicherweise eine Premiere. Was wie eine natürliche Fortführung des Werks wirkt, wurde erst durch eine Zuwendung der Pollock-Krasner Foundation überhaupt möglich.

Irene Schubiger — Im Guss

Zürich — Ein Schauraum der Zwischenzustände – so der erste Eindruck beim Betreten des Ateliers von Irene Schubiger (*1948) Mitte November. Im Erdgeschoss eines Riegelhauses in Zollikofen bei Bern ist eine grosse Vielfalt an Objekten versammelt: Ein gigantischer, mannshoher Rundkörper, als habe jemand Pflastersteine mit Papierbahnen umwickelt, dominiert den Raum. Ein kleiner «Bruder», ein mittels Keil prekär schräggestellter Block, wartet noch auf die finale Lackierung. Ein fertiges Wandobjekt gleicht einer von schwarzen Spangen gehaltenen weiss glasierten Kachel, besteht aber aus Karton. Ein wandhohes Bild mit Linienmuster entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Fotografie von in die Atelierwand getackerten Heftklammern. Alles ist im Entstehen für die geplante grosse Ausstellung in der Zürcher Galerie annex14 – nur auf das Eintreffen der Güsse aus St. Gallen wartet man noch ungeduldig …
Die Vorstellung von Zwischenzuständen ist wohl nicht so abwegig. Oder sind es einfach Setzungen in der «Schwebe», am Boden oder an der Wand, oft auch Kombinationen von elementaren Formen und Objekten aus dem Alltagsgebrauch? Die kleineren bestehen aus Material wie Plastik, Zeitungspapier oder Wäscheklammern und zeigen teils noch Arbeitsspuren, doch führen sie stets über eine temporäre Versuchsanordnung hinaus ... Speziell bei den grösseren Werken verfremdet Schubiger durch die Bearbeitung der Oberfläche das Material und verleiht ihnen durch diesen Finish den Charakter der Abgeschlossenheit. Die Ambivalenz lässt die Objekte zugleich selbstverständlich wie auch endgültig wirken – ohne dass sie dadurch den surrealen Witz und die Leichtigkeit verlieren.
Auch in den später gelieferten Güssen kombiniert sie gekonnt Material und Oberflächen: so etwa im Abguss eines Eimers mit einem schrägen, viereckigen Block – der ausgegossene Inhalt? – aus patinierter Bronze. Die Verbindung von Gefäss und Inhalt verleiht dem Objekt ein besonderes Gewicht. Bei einer anderen eckigen Form wächst von einem Ende zum anderen ein Bogen aus Stacheldraht. Ein Aluguss, der in seinem edlen Grauton an eine dysfunktionale «Handtasche» erinnert, wie Schubiger augenzwinkernd anmerkt. Das subtile Öffnen von Assoziationsräumen gelingt ihr auch mit den Güssen. Dass Schubiger diese lange geplante Werkgruppe nun endlich realisieren konnte, war nur dank einer Zuwendung der Pollock-Krasner Foundation möglich.

Until 
12.02.2022
Institutionen Country City
annex14 Switzerland Zürich
Exhibitions/Newsticker Date Type City Country
Irene Schubiger - Dazwischen 15.01.2022 to 12.02.2022 Exhibition Zürich
Schweiz
CH

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