Philip Ullrich

Philip Ullrich · takes two to tango, 2020, ­Ausstellungsansicht Hamlet, Zürich. Foto: Flavio Karrer

Philip Ullrich · takes two to tango, 2020, ­Ausstellungsansicht Hamlet, Zürich. Foto: Flavio Karrer

Philip Ullrich · takes two to tango, 2020, ­Ausstellungsansicht Hamlet, Zürich ­(Detail). Foto: Flavio Karrer

Philip Ullrich · takes two to tango, 2020, ­Ausstellungsansicht Hamlet, Zürich ­(Detail). Foto: Flavio Karrer

Hinweis

Philip Ullrich

Zürich/Oerlikon — Maskulinität, so der Schriftsteller Ocean Vuong, ist in der Amerikanischen Sprache oft direkt mit Gewalt verbunden. «you killed it, buddy»,  «knock’em dead», «you crushed it», «I’d smash it». Die Avatare in Philip Ullrich’s Einzelausstellung ‹takes two to tango› sind zwar auf den ersten Blick geschlechtsneutral, doch die Arena in der die zweidimensionalen Teams Rot und Team Blau verharren, zeugen von martialischen Ringkämpfen und deren Markierungen und verweisen auf ein Feld in dem die Hauptakteure zumindest in ein binäres Kategoriesystem zu platzieren sind: Die der Gewinner und der Verlierer. 
«gain some ground», «turn it up a notch», «the temperature is rising», «only losers quit trying». In den wegen der Corona Sonderregelung pausierenden Ausstellungsräumen sind leicht über Bodenhöhe an sämtlichen Wänden Textfragmente angebracht. Diese zitieren Schlachtrufe und anspornenden Floskeln welche im inneren Ohr wie ein verhallendes Chor aus der Pre-Pandemie-Epoche ertönen. Aus einer Zeit als sich jegliche Arten von Wettkampf überschlugen und die anstehende Olympiade 2020 bloss ein weiterer Höhepunkt im Wettlauf von Mensch, Körper und Urbanität darstellte. Im Zwangsverharren dieser an Selbstausbeutung grenzenden Produktivität verharrt man hier in einem von unzähligen Bodensignalen gezeichneten Raum, der den verbleibenden Spielern und Betrachtern selbst überlassen ist. 
Die Rollenverteilung Spieler, Zuschauer, Gegner, Angreifer muss neu verhandelt werden. Die bevorstehenden US Wahlen, der Wettkampf auf dem Pausenplatz, der hartumkämpfte virtuelle Raum, die umstrittenen Geisterspiele. Sämtliche physische Austragungsorte bedürfen eine Überschreibung der bestehenden Bodenmarkierungen mit ergänzenden Strichen. Dazu kommen Distanztafeln mit Anweisungen – zu den realen Konkurrenten ist ein weiterer unsichtbarer Feind gestossen.
Das Saalblatt der Ausstellung ist eine Persiflage der olympischen Charta. Ein Abschnitt daraus lautet: Eine Sportart ist im Allgemeinen als von Regeln bestimmte Form des strukturierten Spiels definiert, das zwischen zivilisierten Völkern entsteht, um die Illusion der Kontrolle über das Chaos der menschlichen Existenz zu erwecken. Diese Definition des Spiels ist momentan auf sämtliche Ebenen des Lebens anwendbar und zeigt einen fragilen Balanceakt mit ungewissem Ausgang auf. Die Neuformulierung von Regeln und Werten wird das Spiel längerfristig bestimmen.

Until 
05.07.2020

→ Ausstellungsraum Hamlet, bis 5.7. ↗ www.hamlet.love

Institutionen Country City
Hamlet Switzerland Zürich
Exhibitions/Newsticker Date Type City Country
Philip Ullrichs 16.05.2020 to 05.07.2020 Exhibition Zürich
Schweiz
CH
Artist(s)
Philip Ullrichs
Author(s)
Jiajia Zhang

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