Sie befragt die Grenze zwischen dem eigenen und dem musealen Körper. Sie öffnet diesen Raum und befördert ihn auf eine neue Ebene, auf welcher sowohl historische Strukturen sichtbar werden als auch das Zeitgenössische einen neuen Platz einnehmen kann. Die Behausung des Menschseins, dessen Herkunft und Zukunft wird neu reflektiert.
In den Länderpavillons der Venedig-Biennale kommen jeweils unterschiedlichste künstlerische Ansätze, Haltungen und Themen zum Ausdruck. Die Fülle der Präsentationen in den Giardini und verteilt in der ganzen Lagune ist eine Herausforderung. Wo beginnen? Kunstbulletin stellt hier eine Auswahl von besonders sehenswerten Pavillons und Kollateralen Events vor.
Mit der Hauptausstellung der Venedig-Biennale lädt Cecilia Alemani zu einem 213 Künstler:innen aus 58 Ländern umfassenden Rundgang durch eine andere Kunstgeschichte. Es gibt viel zu lernen. Wohltuend fokussiert die im Surrealen wurzelnde Auswahl auf das Werden der Kunst.
«Der Beginn einer Reise zur Selbstentdeckung»: So erklärte Kudzanai-Violet Hwami die Ausstellung ihres Werks in London im Herbst 2021. Diese Reise wird nun im Pasquart in Biel fortgesetzt. Identitätsfragen stehen im Mittelpunkt des Schaffens der jungen simbabwischen Künstlerin: In einer subtilen Mischung aus Authentizität und distanzierter Analyse hinterfragt sie in ihren farbenfrohen, oft grossformatigen Bildern ihre eigene Autobiografie und ihren Platz in der Welt als schwarzafrikanische und lesbische Frau.
Erlernbare Grundfertigkeiten wie Lesen und Schreiben sind elementar für die menschliche Entwicklung und die Sozialisation in Gemeinschaften und Kulturen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auch mit der Konstruktion einer Nähmaschinen für Kinderhände ein ähnlicher Effekt angestrebt.
Lange wurden Monica Ursina Jägers Collagen und Tuschezeichnungen als dystopische Zukunftsbilder gedeutet. Doch mittlerweile erkennt das Publikum darin das Jetzt wieder. Ihre neueste Filminstallation ‹Liquid Time› dringt zugleich tief unter die Erde und bis ins Rückenmark, lässt Umschichtungen spürbar werden, die das menschliche Zeitgefühl übersteigen.
Toujours en complice des formes, Aloïs Godinat opère un tournant figuratif dans les œuvres qu’il expose à Locus solus. Son approche conserve l’habileté et la finesse qui ont caractérisé jusque-là sa production, mais elle approfondit son objectif de simplicité en cherchant du côté de l’opulence, de l’à peine plus.
Ispirato dal patrimonio botanico che lo circonda, il Museo Villa dei Cedri in Bellinzona presenta i lavori di artisti contemporanei che ridefiniscono il nostro rapporto con il regno vegetale. La mostra illustra come sperimentazione artistica e conoscenza scientifica s’influenzino reciprocamente.
Heidi Bucher gilt heute als bedeutende Pionierin der internationalen Neo-Avantgarden. Das Kunstmuseum Bern würdigt das wegweisende, aber lange Zeit in Vergessenheit geratene Schaffen der Schweizer Künstlerin mit der bisher umfassendsten Retrospektive in der Schweiz.
Vor sehr langer Zeit war dieser Platz den Göttern vorbehalten. Seit Parlamente die Tempel sind, stützen Würdenträger hier das Wappen der Nation, unbestechlich hebt die Gerechtigkeit ihre Waage. Am Bundeshaus in Bern ist das Tympanon bisher nackt geblieben – ein neues Kunstprojekt wird die Lücke schliessen.
Schlitzwände und Koffein – beides braucht es, damit das Kunsthaus Bregenz reibungslos funktioniert. Davon ist in den Ausstellungssälen normalweise nichts zu sehen. Dora Budor ändert das. Die in New York lebende Kroatin holt ans Licht, was sonst im Hintergrund bleibt.
Getreu der Devise von Shakespeare «All the world’s a stage and all the men and women merely players» inszeniert die österreichische Künstlerin Xenia Hausner jene Welten, die sie malt, wie ein Schauspiel. Das Theater ist ihr bestens vertraut, über Jahrzehnte arbeitete sie als international gefragte Bühnenbildnerin.
In Zofingen wie in Burgdorf sind parallel imaginäre Pflanzenwelten von Mireille Gros zu sehen. Während das Kabinett im Museum Franz Gertsch Zeichnungen versammelt, zeigt das Kunsthaus Zofingen in einer Retrospektive der letzten dreissig Jahre Arbeiten von Video bis zur Malerei.
Abertausend Reishügel hat Wolfgang Laib seriell im Bündner Kunstmuseum ausgelegt – Resultat einer schlichten repetitiven Handlung. Erneut zeigt sich hier die Verortung des Künstlers sowohl in der westlichen Gegenwartskunst wie in der spirituellen Welt Indiens, mit der er seit seiner Jugend vertraut ist.
Feste Materie wird zu Feinstofflichem und umgekehrt. Details werden zu Kontexten und umgekehrt. Der Überblick wird zum Einblick und umgekehrt. Die Videokünstlerin lenkt unseren Blick geschickt auf das, was unsere Wahrnehmung verrückt und verwirrt und unser Sehen immer auf uns selbst zurückwirft.
Markus Raetz war ein Magier im Spannungsfeld von Schein und Sein. Er befragte die Wirklichkeit und lotete Wahrnehmungsphänomene aus. Die Ausstellung im kathedralenhaften Saal der privaten Fondation Jan Michalski fokussiert auf die Formwerdung von Worten im Werk des sprachaffinen Künstlers.
So höfisch-elegant wie später in Wittenberg hat Lucas Cranach nicht immer gemalt. Der grosse Renaissancekünstler hat die Welt der Kunst vielmehr als junger Wilder betreten, wie die überzeugende, zusammen mit dem Kunsthistorischen Museum Wien erarbeitete Ausstellung in Winterthur beweist.
Entblössen, Verkleiden, Performen – das ist der Aktionsradius, den die Zürcher Galerie Livie Fine Art mit drei Positionen von Künstler:innen um die Vierzig in der aktuellen Ausstellung absteckt. Dabei entstehen Konfrontationen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und zum Nachdenken anregen.
Nicht Sichtbares sichtbar machen, Bilder dafür finden: Nicht nur darin berühren sich Medizin und Kunst. Kommt beides wie im Kunsthaus Zürich unter dem vielsagenden Titel ‹Take Care› zusammen, kann das heilsam wirken. Und das Verständnis fördern für grundlegende Aspekte des Menschseins und unserer Zeit.
Die Graphische Sammlung der ETH Zürich bildet das perfekte Setting für die Ausstellung der Konzeptkünstlerin Daniela Keiser, die uns einlädt, die Welt aus einer blauen Perspektive zu erforschen. Ein «blueprint» in den historischen Räumlichkeiten von grosser ästhetischer Kraft.