‹May You Live In Interesting Times› nennt Kurator Ralph Rugoff seine Biennale und zeigt in der Hauptausstellung Kunstschaffende, deren Werke als «Leitfaden» für das Leben in «interessanten», sprich schwierigen Zeiten gelten können. Brisanter schienen der Redaktion des Kunstbulletins verschiedene Länderbeiträge. Vier Autorinnen berichten aus Venedig.
Provisorisch, verwischt und überlagert, weist die Kohlespur alles Fixe von sich. Aus dem anhaltenden Zeichnen, Verwerfen, Animieren, Befragen und Ergänzen entläuft die gesicherte Erzählung – genau das macht William Kentridges Standpunkt aus. Diesen Sommer ist der international gefeierte Künstler aus Südafrika mit einer grossen Schau zu Gast in Basel.
Einst war Yann Mingard Gärtner. Landschaftsgärtner. Die Natur, besonders die vom Menschen geformte Natur, steht ihm folglich nahe. Seit über zwei Jahrzehnten ist sein Blick auf die Welt aber ein künstlerisch-fotografischer und sein Antrieb der rasante Fortschritt der Wissenschaften auf ihrem schmalen Grat zwischen Ethik und konkreter Utopie.
Nichts ist Zufall und alles Bereitschaft in der Fotografie des französischen Künstlers Jean-Luc Mylayne. In Frankreich, Texas und New Mexico haben der Fotograf und seine Lebensgefährtin Wandervögel aufgesucht. Der Verzicht auf jede possessive Geste stösst ein Türchen zum Paradies auf.
Nach 36-jähriger Tätigkeit am Museum Rietberg verabschiedet sich Direktor Albert Lutz mit einer breit angelegten Ausstellung: ‹Spiegel – Der Mensch im Widerschein›. Lutz, dem schon immer daran gelegen war, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Kreativität ausleben können, hat mit seinem Team eine wunderbare Schau gestaltet.
«Be an Outsider ! Be a Hero ! Be Robert Walser !» Unter diesem Motto bespielt Thomas Hirschhorn den Bahnhofplatz Biel. Die ‹Robert Walser-Sculpture›, als Projekt der Schweizerischen Plastikausstellung realisiert, ist Hirschhorns erstes Grossprojekt in der Schweiz.
Die Vitrine als Format des Offspace ist nicht neu. Das ‹Space Out›, das von der Künstlerin Maeva Rosset seit Oktober 2017 temporär in Payerne betrieben wird, fällt dabei aber neben seiner speziellen Lage abseits bekannter Kunstzentren durch einen klug arrangierten Lokalbezug auf.
Les cimaises du Locus solus accueillent les tableaux de Caroline Bachmann. Peintre inlassable d’un même paysage, elle recompose des visions observées aux premières lueurs du jour. L’accrochage serré met en évidence la recherche d’un temps reconstruit, une sorte de renaissance perpétuelle porteuse d’une peinture au-delà de la représentation.
Quest’estate è stata attivata, nell’ambito del programma annuale ‹Contra Mundum› di Espace Libre a Bienne, Lumpen Station, una web radio progettata dall’artista Andrea Marioni. Questa piattaforma si collega idealmente alle esperienze delle radio libere degli anni settanta.
‹Bones n’ Roses›, so widersprüchlich wie der Name der Schau, so viele Gegensätze tun sich im wandelbaren Werk des Künstlers Stefan Gritsch auf. Das Aargauer Kunsthaus widmet ihm nach 25 Jahren wieder eine Soloausstellung, die sich explizit nicht als Retrospektive versteht.
Algorithmen und künstliche Intelligenzen verändern, wie wir in Zukunft leben werden. Die thematische Ausstellung ‹Entangled Realities› im Haus der elektronischen Künste in Basel nimmt sich der neuen technologischen Realitäten auf spielerische und subversive Weise an.
Man könnte es die Poesie der Sparsamkeit nennen: Die Zürcher Künstlerin Zilla Leutenegger hat für die Abteikirche Bellelay unter dem Titel ‹L’ouest ou l’est› eine klingende und sehr zurückhaltende Installation geschaffen, die den Raum selbst zum Erlebnis macht.
Nachdem das Metropolitan Museum in New York zur Jahreswende erstmals die Skulpturen von Jack Whitten vorgestellt hat, führt der Hamburger Bahnhof in Berlin nun nach seinem Tod die Malerei mit einer ersten Museumsausstellung in Europa ein. ‹Jack’s Jack› ist eine späte Entdeckung!
Seine konzeptuell anmutenden Arbeiten beruhen auf narrativen Elementen wie Sagen, Literatur und Alltagserlebnissen. Damit umgeht der Isländer raffiniert eine allzu pure Ernsthaftigkeit. In der umfassenden Genfer Retrospektive steckt Erklärungspotenzial für die Verspieltheit heutiger Konzeptkunst.
Das MAMCO widmet Walead Beshty, der in Los Angeles lebt, eine Einzelausstellung. Von Fotogrammen über ‹Travel Pictures› bis zu ‹FedEx Sculptures› ist eine eigentliche «mid-career survey» zu sehen, kuratiert von Lionel Bovier, der als Verleger auch den Autor Beshty bestens kennt.
‹Very few things consist of a single substance.› Dieses titelgebende Zitat der Ausstellung ist nicht nur prägnant. Die Art und Weise, wie die ausstellende Künstlerin Anita Zumbühl auf dieses gestossen ist – zufällig im Internet – steht zudem symptomatisch für das Œuvre der Künstlerin.
Seit den Neunzigern ist der 52-jährige englische Künstler für von untergründigem Humor durchlaufene Arbeiten bekannt, die Formen, ihrer Geschichte und deren bewusstseinsbildendem Einfluss auf den Grund gehen. Im Pariser Kunstzentrum Le Plateau widmet er sich dem nun mit handwerklicher Exzellenz.
Wie sehen wir die Welt? Wie sehen wir uns selbst? Und wie wirkt unsere kulturelle Identität auf diese Sichtweisen zurück? Es sind Fragen wie diese, die Alex Hanimann mit einem formidablen Heimauftritt aufwirft und so einmal mehr belegt, wie er grossen, komplexen Themen Konturen zu geben versteht.
Gibt es sie noch, die idyllisch-utopischen Orte, in denen wir Zuflucht vom hektischen Alltag finden? Und falls ja, wie gelangen wir dahin? Mit diesen und weiteren Fragen befassen sich die 25 Künstlerinnen und Künstler im Rahmen der diesjährigen Biennale Kulturort Weiertal.
Guillaume Bruère kommt seit Jahren gern nach Zürich, um dort direkt vor Kunstwerken zu arbeiten. Seine erste Einzelausstellung in der Schweiz zeigt mit gut hundert grossen und kleinen Beispielen, wovon sich der Künstler im Kunsthaus oder Schauspielhaus inspirieren lässt, was ihn und uns in Bewegung setzt.
Monochrom, Hard Edge, Shaped Canvas – das sind die Begriffe, unter denen Olivier Mossets Bilder gerne subsumiert werden. Dass man der kühl anmutenden geometrischen Oberfläche aber nicht immer trauen kann, zeigt die retrospektiv angelegte Ausstellung im Zürcher Haus Konstruktiv.
Zum zehnten Mal findet das Sommerprojekt der Fachstelle für Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Zürich statt. Zwischen den nur alle drei Jahre stattfindenden Spezialformaten, die als kuratierte Ausstellungen einzelne Stadtquartiere beleben, gibt es die ‹Gasträume›, die etwas kleinere Brötchen backen.
Die Räume der Kunsthalle Zürich wirken aufgeräumt. Doch die suggerierte weitläufige Übersichtlichkeit lockt auf eine falsche Fährte. Denn die Ausstellung ‹Fra Åre Til Ovn› der norwegischen Künstlerin Ida Ekblad quillt förmlich über vor Referenzen, Ideen und Ästhetiken.