Herzog & de Meuron — Vom Modell zur Welt
Herzog & de Meuron · Ausstellungsansicht Royal Academy of Arts, London, 2023, mit Archiv-Vitrinen sowie Architekturfotografien von Thomas Ruff und Andreas Gursky, Courtesy Sprüth Magers © die Künstler und ProLitteris / DACS. Foto: © Royal Academy of Arts, London / David Parry, und Herzog & de Meuron
Herzog & de Meuron haben die Architektur der letzten Jahrzehnte geprägt wie kaum ein anderes Büro. Wie die Basler ihre Projekte angehen, wie sie auf die Welt schauen und entwerfen, zeigt ihre grosse Werkschau in London. Modelle spielen dabei eine zentrale Rolle, der Gesundheitsbereich steht im Zentrum.
Herzog & de Meuron — Vom Modell zur Welt
London — Das Volumen ist ein einfacher Quader. Stützen und Decken bilden an der Fassade Kreuzformen. Die Zwischenräume sind mit Feldsteinen ausgefacht. Das Gebäude in den Bergen von Ligurien ist minimalistische Skulptur und pragmatische Architektur in einem. Herzog & de Meuron haben das Wohnhaus in Tavole 1988 entworfen und gebaut. In ihrer Werkschau in der Royal Academy of Arts in London nimmt es mit Modell, Foto und Doppelseite im Skizzenbuch von Jacques Herzog nur wenig Raum ein und zeigt doch viele der Qualitäten, welche die Arbeiten der Basler Weltstars bis heute ausmachen: Da ist der ausgeprägte Sinn für die Potenziale des Ortes, die Neugierde auf Materialien und auf die Weltwahrnehmung anderer Disziplinen, allen voran der Kunst, und ein Sensorium für das, was die eigene Zeit von der Architektur verlangt, wenn sie mehr bieten soll als Funktionspläne. Beim Haus in Tavole war es ein Umweltbewusstsein, lange bevor dieses schick wurde. «Warum sollten wir die Steine des Bauplatzes wegräumen und neue vom Tal hochbringen lassen? Das ist weder ökonomisch noch ökologisch», sagte Pierre de Meuron im Gespräch bei der Eröffnung der Londoner Ausstellung.
Wie Ökologie das Bauen verändern kann, testen die Architekten gerade in Allschwil mit ihrem Bürogebäude ‹Hortus›. Wie sie mehr aus einer Bauaufgabe herausholen als das, was die Funktionen erfordern, zeigen sie in London anhand zahlreicher Projekte. Drei Vitrinen aus dem eigenen Archiv, das sie Kabinett nennen, wurden nachproduziert und mit rund vierhundert Modellen kleiner und grosser Projekte gefüllt. Dabei ergeben sich sprechende Nachbarschaften zwischen Hochhäusern in London und New York und Einblicke in nie realisierte Projekte, wie etwa das Auditorium du Jura, das der Elbphilharmonie in Hamburg nahesteht. Das Denken am Modell, die Liebe zum Handwerk und die Offenheit für neueste Techniken zeigt sich auch in den folgenden Ausstellungsräumen. Da werden mithilfe von Film, Animation, 3D-Modell, 1:1-Modell eines Patientenzimmers, mit Apps, Plänen und Fotos Bauten im Gesundheitsbereich vorgestellt. Mit dem Rehabilitationszentrum in Basel hat man 2002 einen völlig neuen horizontalen Spitaltypus entwickelt, der für das Kinderspital in Zürich, das 2024 mit seinen 2500 Räumen eröffnet wird, erweitert und verfeinert wurde. Die Sorgfalt, Weitsichtigkeit und Empathie für Patienten und Angehörige, die aus dieser als Stadt organisierten Anlage sprechen, sind schlichtweg berührend. Bleibt zu hoffen, dass dieses Denken bei weiteren künftigen Spitalbauten zum Zug kommt.
Institutionen | Country | City |
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Royal Academy of Arts | United Kingdom | London |
Exhibitions/Newsticker | Date | Type | City | Country | |
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Herzog & de Meuron | 14.07.2023 to 15.10.2023 | Exhibition | London |
Vereinigtes Königreich GB |
Herzog & De Meuron |
Gerhard Mack |