Editorial
Editorial
Auf dem Cover der vorliegenden Kunstbulletin-Ausgabe ist ein Kaffeebecher abgebildet, es handelt sich um eine Arbeit von RELAX. Ein billiger Pappbehälter, ein Ex-und-hopp-Gegenstand als Kunstwerk nobilitiert? Eher sollte man von «infizieren» sprechen, denn (chiarenza & hauser & co) sind nicht an der Herstellung von künstlerischen Luxusgütern interessiert, Kunst ist ihnen kein seltenes Gut, keine Ware, die im Wert steigt, sondern Denkvehikel. Häufig kommt dieses als Störung daher, virengleich und in knappste Form verpackt, durchbricht es den «normalen» Denkfluss. Ein bekannter Gegenstand, der mit einer seltsamen Aufschrift irritiert: «You pay but you don't agree with the price». Das kommt in der Tat nicht selten vor: Man zahlt, auch wenn einem der Preis überhöht erscheint - weil man nicht nachfragen und Ärger vermeiden will, weil man den Wert der Ware nicht wirklich einschätzen kann. Auf so vieles lassen wir uns ein, so vieles spielen wir mit - ohne es im Grunde als richtig zu erachten. Im Beitrag von Verena Doerfler werden weitere Werke von RELAX vorgestellt, u.a. die Neonschrift ‹Who pays?›, die den Fokus auf eine heute besonders dringliche Frage richtet.
Gerade im Medienbereich muss alles gratis sein. Das hat seine guten Seiten - Information und Wissen sind zugänglich wie nie zuvor. Doch wer zahlt? Am Ende jeder Wertschöpfungskette stehen Menschen, die Inhalte aufbereiten, werten und redigieren. Das Kunstbulletin beschreitet im digitalen Bereich einen Mittelweg. Wir stellen die Hefte seit Kurzem als E-Paper ins Netz, so dass Sie diese mit einem Klick auf Ihrem iPhone abrufen können. Doch nur das Archiv ist frei zugänglich, die aktuellen Ausgaben sind nach wie vor kostenpflichtig. Allerdings sind unsere Abo-Beträge so bescheiden, dass sich die Frage auf dem Pappbecher mit Blick auf das Kunstbulletin kaum stellt. Claudia Jolles und Brita Polzer
Claudia Jolles | |
Brita Polzer |