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Die Publikation der Swiss Art Awards 2017 ist der Kulturförderung gewidmet. Von wem und wie werden Kulturschaffende heutzutage finanziell unterstützt? Die Kulturförderung ist keineswegs eine neuartige Modeerscheinung oder gar ein Luxus. Auf Bundesebene wurden in der Schweiz bis 1880 zwar nur punktuelle Beiträge vergeben, die bisweilen jedoch mit bemerkenswerten Summen dotiert waren. Im Jahr 1867 beispielsweise investierte die Schweiz beinahe 1/20 ihres Budgets in ihre Teilnahme an der Weltausstellung in Paris, d.h. 430 000 Franken oder 4,3 % des damaligen Gesamthaushalts.1 Die Einführung der Schweizer Kunstpreise im Jahr 1899 war ein wichtiger Meilenstein in der Etablierung einer nachhaltigen Förderpolitik für Schweizer Kulturschaffende.

Wie haben sich die Dinge seither entwickelt? Auf welcher Grundlage leben professionelle Kulturschaffende heute? Anlässlich der Swiss Art Awards 2017 haben wir die verschiedenen Einkommensquellen der Künstlerinnen und Künstler analysiert, die von Märkten, Mäzenatentum und Brotverdiensten bis hin zu den zahlreichen öffentlichen wie privaten Subventionen (Stipendien, Ausschreibungen, Residenzen) reichen. Abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen ist festzuhalten, dass die derzeit praktizierte Kulturförderung zwischen den verschiedenen Staatsebenen nicht koordiniert ist.2 Das Schweizer System des Föderalismus, das Subsidiaritätsprinzip in der Kunstförderung und die zahlreichen Kulturen in unserem Land machten es zudem unmöglich, in unserer Publikation ein abschliessendes Panorama der nationalen Förderinstanzen zu präsentieren.

Aus diesem Grund haben wir die Historikerin Patrizia Keller damit beauftragt, eine Studie zur aktuellen Kulturförderung in der Schweiz auszuarbeiten. In einem Interview mit dem Kollektiv WFWA (Wages For Wages Against) werden ausserdem Fragestellungen erörtert, mit denen sich die Gruppierung im Rahmen ihres Kampfes für eine gerechte Entlohnung von Kunstschaffenden in der Schweiz auseinandersetzt. Um dem allgemeinen Kontext sowie den sozioökonomischen Bedingungen der Kultur- und Kunstproduktion Rechnung zu tragen, wurden an den Swiss Art Awards aufeinanderfolgend drei spezifische Aspekte thematisiert. Die diesjährige Publikation schliesst die Trilogie ab, die 2015 mit dem Thema des Selbstmarketings begonnen hatte und 2016 mit jenem der künstlerischen Mobilität weitergeführt wurde. Ich danke Gregor Huber und Ivan Sterzinger für ihre Beiträge.

Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie dank der Swiss Art Awards neue Perspektiven entdecken und Einblicke in aktuelle Fragen der Kulturpolitik und der damit verbundenen sozialen Verantwortung gewinnen können. Ganz zum Schluss gratuliere und danke ich noch einmal ganz herzlich allen Teilnehmenden, den Preisträgerinnen und Preisträgern 2017 sowie all jenen, die an diesem schönen Projekt der Swiss Art Awards mitgewirkt haben.

Léa Fluck, Verantwortliche Kunstförderung Kulturschaffen, Bundesamt für Kultur

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