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May amnesia never kiss us on the mouth

Die in New York und Ramallah beheimateten KünstlerInnen Basel Abbas und Ruanne Abou-Rahme präsentieren ihre erste Schweizer Einzelausstellung im Migros Museum für Gegenwartskunst. Mit klang- und bildbasierten Mehrkanal-Installationen sowie Live-Performances entwickeln Abbas und Abou-Rahme Projekte, in denen es um Zeugenschaft, Archivierung und das Ausstellen von Gewalt und Verlust geht.

Vor fast einem Jahrzehnt – zur Zeit der Arabischen Revolutionen – begannen die beiden KünstlerInnen damit, Filmmaterial herunterzuladen und zu sammeln, das von den historischen Ereignissen im Nahen Osten Zeugnis ablegt. Für May amnesia never kiss us on the mouth (seit 2020), ein Werk, das unter anderem auch vom Migros Museum für Gegenwartskunst in Auftrag gegeben wurde, haben die beiden einen umfangreichen Wissensfundus angelegt, der singende, tanzende, performende und protestierende Menschen in Palästina, Syrien und im Irak dokumentiert. Durch das Konservieren, Transkribieren, Übersetzen, «Samplen» und Ausstellen dieser episodischen Aufzeichnungen zeigen Abbas und Abou-Rahme nicht nur die Verbreitung und das Verschwinden virtueller Bilder auf, sondern auch individuelle und kollektive Erfahrungen von Zerstörung, Vertreibung, Verlust und Vergänglichkeit in Gebieten, die Bedrohungen ausgesetzt sind. In Zusammenarbeit mit einer Tänzerin und Musikern aus der kulturellen Untergrundszene Ramallahs formulieren und inszenieren sie vielschichtige Gegenerzählungen, die eine neue Perspektive auf den Widerstand eröffnen und bisher übersehene Facetten der Geschichte ins Licht rücken. Abbas’ und Abou-Rahmes nichtlineare Narrative hinterfragen den Status quo, regen eine alternative politische Sprache an und geben Impulse für ein politisches Imaginäres, das überwiegend kolonialistisch und kapitalistisch geprägte Denkweisen und Diskurse infrage stellt. Der Titel des Langzeitprojekts – May amnesia never kiss us on the mouth – bezieht sich auf die englische Übersetzung des vom chilenischen Schriftsteller Roberto Bolaño verfassten Infrarealist Manifesto (1976) und kann als Klage über die politische Gleichgültigkeit Kunstschaffender und als dringlicher Appell an ihre Wachsamkeit ausgelegt werden: «Möge uns das Vergessen nie auf den Mund küssen. Möge es uns nie küssen.»

 

Einzelausstellungen von Basel Abbas (geboren 1983 in Nikosia, Zypern) und Ruanne Abou-Rahme (geboren 1983 in Boston, USA) waren unter anderem im Arts Institute of Chicago (2021), im Kunstverein in Hamburg (2018), im Art Jameel Project Space in Dubai (2017), im Bomontiada Alt in Istanbul (2017) und bei Carroll / Fletcher in London (2016) zu sehen. Ihre Arbeiten wurden im Rahmen bedeutender Biennalen gezeigt, wie der 12. Sharjah Biennale (2015), der 10. Gwangju Biennale, der 31. São Paulo Biennale (beide 2014), der 13. Istanbul Biennale (2013) sowie der 53. Biennale in Venedig (2009).

Frühere Fassungen des Werkes wurden vom Museum of Modern Art MoMA in New York und der DIA Art Foundation (ebenfalls New York) in Auftrag gegeben. Die fortlaufend in Erweiterung begriffene Mehrkanal-Ton- und Videoarbeit wird 2022 auch im MoMA in New York und bei The Common Guild in Glasgow präsentiert.

Kurator: Dr. Michael Birchall (Kurator, Migros Museum für Gegenwartskunst)

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Migros Museum für Gegenwartskunst
Switzerland
Zürich